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- Geschrieben von: Thorsten
- Kategorie: Laufen
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von Thorsten
Der Marathon in Oldenburg sollte ursprünglich ein spätes Saisonhighlight werden, mit einer neuen Bestzeit für mich auf einer flachen Marathonstrecke. In der Vorbereitungsphase hatte ich jedoch eine Coronainfektion, sodass ich meine geplante Zielzeit -ohne das notwendige optimale Training- etwas korrigieren musste.
Um 5 Uhr klingelte der Wecker in Martfeld. Haferschleim mit getrockneten Aprikosen und Äpfeln, Kaffee, Getränk mit Magnesium. 6 Uhr Abfahrt nach Oldenburg. Noch war es dunkel, dann kam der Regen. Den Blick auf die Wettervorschau hatte ich leider vergessen. Ich hatte eine Fleecejacke an; mal schauen … . 7 Uhr in Oldenburg, Startunterlagen abgeholt. Mit dem Shuttelbus zum Start nach Edewecht, Starkregen. Noch eine ¾ Stunde Aufenthalt im Schulzentrum, direkt an der Startlinie. Umziehen, Füße eincremen, Klamottenbeutel abgegeben. 9 Uhr Start der ca. 230 Marathonteilnehmer. SONNENSCHEIN! Läuft!
Für einen Wettkampf habe ich immer einen Race-Plan. An den ich mich (manchmal) halte. Bei einem Marathon sind es klassisch die Durchlaufzeiten, bzw. die Pace. So auch heute.
Ich bin locker losgelaufen, bin schnell in den Rhythmus gekommen, habe meine Arme dynamisch mitgenommen und eine hohe Trittfrequenz beibehalten. Ich war zu schnell unterwegs. Allerdings waren meine Pulswerte vergleichsweise niedrig, auf den ersten fünf Kilometern im Mittel bei 142. Entsprechend fühlte ich mich auch ganz gut. Ganz bewusst(!) änderte ich jetzt meinen Plan: Ich schaute nicht mehr auf die Geschwindigkeit, sondern nahm nur den Pulswert als Referenz – solange der unter 150 blieb, wollte ich das schnelle Tempo beibehalten.
Neben dem herrlichen Sonnenschein (der zwischendurch nur für ca. 5 Minuten durch einen heftigen Graupelschauer unterbrochen wurde) hatte ich einen weiteren Grund zur Freude – ich hatte einen Läufer „gefunden“ und wir haben uns perfekt ergänzt, mal lief er vorne, mal machte ich Druck, das harmonierte wunderbar und machte viel Spaß, gerade auch, weil vor uns die Spitzengruppe mit fünf Sportlern bereits außer Sichtweite war und sich hinter ebenfalls ein Loch auftat.
Die ersten 35 km von Edewecht bis an die Stadtgrenze von Oldenburg waren ein herrlicher Landschaftslauf. Sporadisch mit einigen Zuschauern, mit teilweise sehr langen Geraden – die mir extrem viel Spaß machten. Ich visualisierte immer wieder den Laufstil von Anne Haug (die heute Morgen auf Hawaii bei der Ironman WM gestartet war) und genoss es, mich auf diesen langen, flachen Passagen voll auf meinen Rhythmus zu konzentrieren. Diese ebene Landschaft war ein schöner Gegensatz zu meinen Bergläufen.
Durchgangszeit Halbmarathon 1:26:39 Stunde. Läuft!
Durchgangszeit 30 km 2:03:46 Stunden, bisher eine Pace von 4:08 min/km und ein Durchschnittlicher Puls von unter 150. Läuft!
Kilometer 35: Leni, die mit ihrer Fußballmannschaft in Oldenburg war, lief ein Stück mit mir. Ich war weiterhin erstaunlich locker. Problemlos bin ich ein paar Meter rückwärts gelaufen habe kurz gequatscht.
Jetzt waren wir in Oldenburg und die Zweisamkeit nahm ein Ende. Denn die Strecke war jetzt … VOLL. Wir Marathonläufer mussten noch eine Runde durch Oldenburg drehen und liefen jetzt in den riesigen Pulk aus von Halbmarathonläufern (1.500 Starter) und Staffelläufern, die um 11 Uhr auf ihre Innenstadtrunden geschickt wurden.
Mein letztes Energiegel hielt ich bis zum Ziel in meiner Faust, weil ich entweder die Getränkestation vor lauter Läufern zu spät gesehen hatte oder ich hätte anstehen müssen, um ein Wasser zu erhaschen. Egal. Eigentlich ist ein „Slalomlauf“ recht kurzweilig, am Ende eines Marathons ist das aber hart! Ich wollte ins Ziel. Immer schwerer wurde mir das Lächeln. Und ich lächelte, denn meine Zielzeit von unter drei Stunden war mir sicher! Breite Straßen, völlig voll mit den tausend Halbmarthon-Läufern – und keiner von den lief ins Ziel, denn die mussten alle noch eine weitere Schleife durch Oldenburg drehen.
Wo war das Ziel? Meine Uhr zeigte mittlerweile 43 km und ich ahnte Böses. Leider war ich mit dem „Strom“ mitgerissen worden und hatte wohl den Abzweig zum Zieleinlauf verpasst. Umdrehen und entgegen der Massen wieder zurück. Ja, tatsächlich, da war ein kleiner Abzweig in einem 90 ° Winkel von der Laufstrecke und zwei Helfer mit Pappschildern. Hinein in den Zielkanal. Kein (!) Zuschauer stand da, die standen alle noch an der Strecke und feuerten die Halbmarathonläufer an. Außer uns paar Marathonis lief ja auch gerade niemand ins Ziel.
3:02:35 Stunden war meine tatsächliche Zieleinlaufzeit. Immer noch deutlich besser als erwartet. Platz 9 – super. Strava zeigt mir eine Marathondurchgangszeit von 2:54:59 Stunden an. Dennoch war ich frustriert. Aber Warum? Wegen dem Missgeschick, wegen den paar Minuten Zeitdifferenz, wegen Platz 9 statt Platz 6? So wichtig ist mir das doch gar nicht. Daran lag es auch nicht, aber das wurde mir erst auf der Heimfahrt bewusst. Ich war enttäuscht, weil der Augenblick gefehlt hat, freudestrahlend und zufrieden über die Ziellinie zu laufen. Diese positiven Emotionen sind doch die wirkliche Belohnung nach 3 Stunden Ausdauersport.
Jetzt habe ich meinen Frust aufgearbeitet. Mittlerweile ist meine Stimmung wieder gut. Und, ja, es ist auch nur Sport, nicht das Wichtigste. Ich bin zufrieden und das Lächeln ist wieder da. Es war ein nahezu perfekter Lauf! Und mit Sicherheit nicht der Letzte, denn ich weiß was heute fehlte und umso mehr freue ich mich auf den nächsten Wettkampf und ich freue mich auf die Emotionen, die ich beim nächsten Zieleinlauf dann doppelt genießen werde!
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- Geschrieben von: Kerstin
- Kategorie: Laufen
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von Kerstin
Wie bereits vor 4 Jahren bei meinem ersten Start beim Eulenlauf, stand eigentlich eine (langsame) 15 km-Einheit auf dem Trainingsplan, aber ich hatte keine rechte Lust, wieder einmal einsam meine Runde „rund um Diensthop“ zu absolvieren und da kam mir in den Sinn, dass doch der Eulenlauf in Rodewald stattfindet!
Morgens kurz beim Trainer nachgefragt, ging es um 12:45 h auch schon los, um noch rechtzeitig meine Nachmeldung machen zu können. Start für die „große Runde“ über 13 km war pünktlich um 14:30 h und ich war mir nicht sicher, ob ich den Lauf wirklich als „Rennen“ oder Trainingslauf absolvieren wollte!?
Nachdem der erste Kilometer in 4:56 min absolviert war, schien es eher in Richtung Wettkampf zu gehen, aber ich versuchte dennoch, etwas zurückhaltend zu bleiben. Aber natürlich ist es immer verlockend, doch ein wenig aufs Tempo zu drücken, wenn weitere LäuferInnen vor einem sind – zumal das Frauenfeld übersichtlich war und ich ggf. einen Podiumsplatz würde ergattern können.
Die Strecke führte zunächst bis km 8 über asphaltierte Wirtschaftswege und danach dann ca. 2 km über befestigte Wald-/Schotterwege, bevor die Strecke nochmals zurück auf Asphalt wechselte und dann auf den letzten 2 km nochmals über Waldwege… zwischen km 6 und 7 hatte ich die beiden (in Sichtweite) vor mir laufenden Frauen ein- bzw. überholt, hatte aber seit km 8 jemanden in „Hörweite“ hinter mir – aber die Schritte schienen nicht bedeutend näher zu kommen und ich konzentrierte mich darauf, mein Tempo möglichst konstant zu halten, um ein Überlaufen zu verhindern.
Auf dem letzten Kilometer wollte ich mir auf gar keinen Fall mehr die bisherige Platzierung nehmen lassen und legte nochmal „eine Schippe“ drauf – so gut es ging jedenfalls. Bereits nach relativ kurzer Zeit ging bereits die Siegerehrung über die Bühne und ich wurde zunächst als Siegerin der AK W55 aufgerufen – und kurz danach dann auch als Gesamtdritte bei den Frauen!
Mit einer Zeit von 1:05:31 über 13km war ich durchaus zufrieden und später auch froh, dass ich mich so reingehauen hatte: die vierte Frau, ebenfalls aus der AK W55, kam nur 27 Sekunden nach mir ins Ziel!
Das Wetter hatte es auch gut mit uns gemeint: es war mit 18°C fast schon ein bisschen warm, aber immerhin bewölkt, der Wind wurde meist durch die Bäume abgehalten und trocken geblieben ist es auch!
Die „neue“ Strecke (neu gegenüber meinem ersten Start) war deutlich schöner, es waren einige Bekannte mit auf der Strecke, mit denen vorher/nachher gequatscht wurde und die Organisation war wiederum sehr gut ein rundum gelungener Samstag-Nachmittag!
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- Geschrieben von: Stephan
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von Stephan
Anfang dieses Jahres war ich sportlich sehr unzufrieden mit mir. Also brauchte ich ein neues sportliches Ziel, was mich antreibt. Im Gespräch mit meiner Frau kam dann irgendwann die Frage:
,,Wie sieht es eigentlich mal mit einem Marathon aus?“
Ja das ist es! Es folgte direkt am 31.01. die Anmeldung für den 18. swb-Marathon. Nun hatte ich 9 Monate Zeit um mich vorzubereiten.
In der Vorbereitung merkte ich, dass mir die langsamen Long Runs besonders gut gefallen und die Vorfreude stieg dabei immer mehr. Die mentale Vorbereitung passierte parallel zur körperlichen: Was setzt man sich für Ziele für den 1. Marathon? Ganz klar: erstmal finishen! 42,195 km können sehr lang werden. Mit einem kleinen Auge schielte ich auf die sub 4 Stunden Marke. Das wäre eine Pace von 5:40 min/km.
In den letzten Zügen gönnte ich meinen Beinen etwas mehr Ruhe und einen Tag vor dem großen Tag gab es Zuhause für mich extra eine Pasta Party.
Nun war es soweit: Pünktlich am 01.10. um 5:30 Uhr klingelte der Wecker. Das Wetter hätte besser nicht sein können. Angekommen in Bremen waren wir beeindruckt von der Stimmung am Start. Punkt 9:30 Uhr fiel der Startschuss, ca. 1 Minute später lief ich über die Startlinie. So nun jetzt nur nicht zu schnell loslaufen. Erstaunlicher Weise war mein Wohlfühltempo bei einer Pace von 5:35 min/km. Ob ich das durchhalte? Als der Halbmarathon geschafft war, fühlten sich die Beine immer noch gut an und mit einer HM Zeit von 1 Std 57 Min lag ich im Soll. Ich nahm alle 7 Km ein Gel zu mir und blieb an jeder Verpflegungsstation kurz stehen. Ungefähr bei Kilometer 25 stießen die Halbmarathonis dazu. Für die Psyche war das gar nicht gut, denn von da an wurde ich nur noch überholt. Aber bei Kilometer 28 sah ich zum ersten Mal meine Familie wieder. Die Kinder hatten extra noch Plakate für mich gemalt. Das gab einen besonderen Kick. Leider bin ich nicht verschont geblieben und der Typ mit dem Hammer kam nach 30 km. Mein Tempo konnte ich nicht mehr halten und die 4 Stunden Marke hatte ich bereits bei Kilometer 32 abgeschrieben. Fast am Ende der Strecke, ging es durch das Weserstadion (mit Hannover 96 Trikot☺), was mich auch wieder gepusht hat. Nach weiteren Tiefs auf den letzten Kilometern, kam ich überglücklich mit einer Zeit von 4:12:56 Std. ins Ziel an. Die Erfahrung, einen Marathon geschafft zu haben, ist einfach überwältigend.
Ein großer Dank geht an meine Familie, die viele Kilometer zurückgelegt haben um mich an mehreren Punkten der Strecke anzufeuern. Außerdem einen Daumen hoch für die Zuschauer, die auf der Strecke für unglaubliche Stimmung gesorgt haben. Auch ein großes Lob an die Veranstalter. Der Marathon war perfekt organisiert.
P.S.: Für den nächsten swb-Marathon in Bremen am 06.10.24 habe ich mich wieder angemeldet.
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- Geschrieben von: Martin
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von Martin
Nach dem Aus für den Familientriathlon in Schwarme gab es viele Überlegungen, welche Möglichkeiten es für die Ausdauersparte gäbe, sich wieder als Veranstalter einer Sportveranstaltung zu präsentieren.
Über seine frühmorgentlichen Laufrunden kam Thorsten mit Kai Barwig ins Gespräch, der selbst Ultraläufer ist und den Traum von einem 100Meilen-Lauf hier in der Region hatte.
Es kam zu ersten Treffen und schnell stand der Entschluss, dass es mit Start und Ziel in Schwarme und dem TSV als ausrichtendem Verein einen solchen Lauf geben wird.
Das Orgateam sind: Kerstin Klasen, Kai Barwig, Thorsten Glatthor und Martin Ott.
Kai hatte auch die Idee, in mehreren Schleifen um die Mitte Niedersachsens den Lauf zu planen.
Am 30.09.23 starteten sieben Ultraläufer pünktlich 9Uhr in Schwarme und nach 23:37h stand der Sieger nach absolvierten 168km fest.
Obwohl es nur eine sehr kleine Veranstaltung war, musste ein großer organisatorischer Aufwand betrieben werden. Das Feedback der Läufer, das ausnahmslos positiv ausfiel, zeigt aber, dass sich alle Mühen und Strapazen gelohnt haben.
Das Orgateam möchte sich bei allen HelferInnen ganz herzlich bedanken!
Mehr zum Lauf auf: www.kleeblattultra.de
Podium: 2.Pl. Ulrich, 1.Pl. Norman, 3.Pl. Thomas
Strecke
anbei noch ein Link zur Seite des SG Fulde mit einem Bericht unseres Siegers
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- Geschrieben von: Sven
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von Sven
Dass der Sommer zu Ende geht, merkt man daran, dass die Temperaturen langsam in den läuferisch erträglichen Bereich fallen und dass wieder eine große Anzahl an Laufwettkämpfen zu Auswahl stehen. Den Volkslauf "Dörverden läuft" mit Strecken über 1,8 km, 5 km und 10 km kannte ich bisher noch nicht. Der Streckenplan zeigt eine Wendepunktstrecke (mein
erster Gedanke: och nö), die auf asphaltierten Wegen (OK) überwiegend durch Wälder (prima) führt. Also mal ausprobieren.Am Start standen dann für den TSV Schwarme Thorsten und ich über 10 km, sowie die Lokalmatadorinnen Kerstin und Daniela über 5 km. Zuerst wurden die 10-km-Läufer und -Läuferinnen auf die Reise geschickt. Thorsten gleich vorweg, und er erarbeitete sich gleich einen guten Vorsprung.
Nach 2,5 km sollte die erste Passage des Wendepunkts erfolgen. Während sonst an der Strecke an allen neuralgischen Punkten Helfer (Feuerwehr) standen und Pfeile die Richtung markierten, verließen sich die Organisatoren hier lediglich auf ein Verkehrshütchen. Das war Thorsten - im Gegensatz zu den nachfolgenden Läufern - zu wenig und er lief geradeaus weiter. 150 m extra bis zum Ende der Straße, umdrehen und noch einmal 150 m zurück. Um anderen Läufern eine Chance zu lassen? Naja, jetzt auf Platz 7 zurückgefallen musste er doch noch einmal Gas geben.
Nach etwa der Hälfte des Rennens war er schon wieder vorn. Und nach 10 km beendete er das Rennen siegreich als einziger in unter 40 Minuten - trotz Bonusmeter.
Bei meinem zweiten Straßenlauf nach dreijähriger Pause kam ich auf Platz 7 ins Ziel. Und über fünf Minuten schneller als bei meinen letzten 10-km-Lauf (Martfelder Mühlenlauf 2023).
Kerstin und Daniela gingen anschließend auf die 5-km-Strecke. Daniela vorweg. Lediglich einer Läuferin mussten beide den Vortritt lassen.
Also unterm Strich eine fast optimale Medaillenausbeute für den TSV Schwarme. Von vier Startenden drei Medaillen. Gold für Thorsten über 10 km, Silber und Bronze für Daniela und Kerstin über 5 km. Nur für mich hat's nicht gereicht.
Aber Moment: wenn man meine 5-km-Durchgangszeit nimmt, dann wäre das Platz 3 beim 5-km-Lauf und auch ich wäre auf dem
Treppchen. Hätte, wäre, wenn ...
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- Geschrieben von: Thorsten
- Kategorie: Laufen
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von Thorsten
„ÖSTERREICHS ANSPRUCHSVOLLSTER TRAIL-WETTKAMPF: 1.800 Läuferinnen und Läufer aus 43 Nationen und ein sensationelles Publikum verwandelten Kaprun und die umliegende Bergwelt in eine Trailrunning-Arena der Superlative. Auf fünf Distanzen von 16 bis 110 Kilometern ging es für die Athlet:innen bei gemischten Wetterverhältnissen auf technisch anspruchsvolle Trails“, so die Pressenotiz des Veranstalters.
Wir waren im Urlaub in Österreich. Natürlich rein zufällig in der Nähe von Kaprun, dem Veranstaltungsort des Grossglockner Ultratrails. Statt für die ganze Runde um Österreichs höchsten Gipfel, hatte ich mich diesmal für die 57 km Distanz entschieden. Ich wollte versuchen, „schnell" ins Ziel zu kommen, also ausprobieren, was ich körperlich leisten kann. Meine geplante Rennstrategie auf dieser kürzeren Distanz war genau gegensätzlich zu der Taktik der langen Läufe.
Baustein 1: Schon sehr früh vorne einreihen und möglichst lange mithalten.
Baustein 2: Keine Verpflegungspausen – Energiezufuhr ausschließlich im Laufen durch Energiegels.
Baustein 3: Maximales Tempo in den Downhills, „Auskoppeln“; Risiko der Überlastung eingehen.
Baustein 4: Vollgas an der Schlüsselstelle (das ist der schwierigste Brocken).
Sehr exakt analysierte ich die gesamte Laufstrecke – auf Karten und im Internet. Eine Schlüsselstelle für meine Taktik war ein sehr langer Downhill (ab km 23), mit einer langen Fortsetzung auf einfachen Forstwegen (bis km 43). Zwei Tage vor dem Wettkampf lief ich diesen Streckenabschnitt dann auch vor Ort. Warum kann dieser Abschnitt so wichtig sein? Nun, als Flachländer ist es generell schon völlig abwegig, sich mit den ganzen „Bergbewohnern“ bei einem solchen Wettkampf zu messen – wenn ich konkurrenzfähig bin, dann in dem flachen Abschnitt. Die Herausforderung für mich besteht jedoch darin, genau dort auch ins Laufen zu kommen - mit Rucksack und Crossschuhen und der Vorbelastung aus den bereits absolvierten Streckenabschnitten.
Mache ich mir zu viele Gedanken? Ist der Lauf überhaupt so genau planbar? Kann diese Taktik aufgehen?
Der Wettkampftag begann perfekt. Stabiles Wetter, kein Regen (am Vortag gab es noch Regen und Gewitter). 3.15 Uhr: aufstehen, duschen, anziehen, Haferschleim kochen, nochmals kurz zur Ruhe kommen. Meine Schwester hat mich dann zur Abfahrt der Shuttlebusse nach Kaprun gebracht. 5 Uhr: in einem modernen Reisebus zum Startpunkt meines Laufes, nach Karls am Großglockner gefahren. Während der Fahrt etwas geschlafen, zweites Frühstück mit Haferschleim, fantastischen Sonnenaufgang in einer grandiosen Bergwelt genossen. Schön!
7.30 Uhr der Startschuss zu meinem Wettkampf. Meine Strategie zu Beginn (Baustein 1): Ich wollte mich schnell vorne einreihen und dann versuchen möglichst meine Position zu halten. Anders als bei allen meinen bisherigen Läufen ging es nach ein paar hundert Metern sofort bergauf. Ich lief weit vorne los, wurde jetzt aber bei den leichten Uphill-Passagen sofort wieder von Vielen überholt. Gleichzeitig machte sich sofort meine Plantarsehne in der Fußsohle bemerkbar. Hä? War mein Plan jetzt schon „für die Katz“? Ich nahm etwas Druck raus, der Fuß machte dann im „warmen“ Zustand keine Probleme mehr. Nach ca. 30 Minuten wurde es dann richtig steil. Und? Jetzt war mein Rhythmus da! Ich machte wieder Plätze gut und konnte mithalten. Ich befand mich nun wieder voll im Plan. Nur an welcher Position?
1:38 Stunden nur stramm berghoch. 1.300 Höhenmeter – für mich ein Genuss. Kraftvoller Stockeinsatz. Ein paar Wenige konnte ich noch überholen, Keiner kam an mir vorbei. Die erste Verpflegungsstation: nur schnell die Trinkflaschen aufgefüllt (Baustein 2). Dann der erste Downhill. Die Downhills, meine absolute Achillessehne. Die Oberschenkelmuskulatur für die Uphills kann man auch ganz gut mit Radfahren trainieren, aber für die Downhills geht’s eigentlich nur mit spezifischem (täglichem) Training in den Bergen. Habe ich mich vor vier Wochen beim Zugspitz-Ultratrail (111 km) vielleicht zu verhalten hinuntergestürzt, wollte ich es jetzt anders machen. All-In und dann schauen wie es weitergeht (Baustein 3).
Die Downhill-Passage lag mir! Zunächst wellig, dann sehr technisch, steil hinunter, nur schmale Single-Trails – ich konnte meine Position halten. Kurze waagerechte Laufstrecke kurz vor dem Glocknerhaus – hier konnte ich die Technik für die spätere Schlüsselstelle testen. Oje, das wird hart werden! Meine Oberschenkel glühten – ich lief wie auf Eiern – oder wie beim Triathlon, wenn es nach einer harten Radstrecke zum Laufen geht. Hoffnung machte mir jedoch, dass es meinen Mitstreitern auch nicht viel besser ging – ich konnte weiterhin gut mithalten.
Große Verpflegungsstation am Glocknerhaus – jetzt wieder der Baustein 2 meiner Strategie. Bei Ultraläufen nimmt man sich Zeit bei den Verpflegungsstationen, es gibt vielfältiges Essen, Nudeln, Brühe, Obst, Kekse, Kaffee, uvm. Abwechslungsreiches Essen ist bei langen Distanzen wichtig, denn das Entscheidende ist den Magen freundlich zu stimmen. Ich wollte mich jedoch ausschließlich mit meinen eigenen Energiegels versorgen. Also: Trinkflaschen auffüllen und weiter! Einige Weggefährten waren noch am Verpflegungspunkt als ich mich bereits den nächsten langen Anstieg hoch kämpfte. Von über 500 Startern lag ich jetzt an Position 49. Und somit absolut im Soll. Jetzt galt es diesen Rang zu halten!
Die knapp 600 Höhenmeter zur Pfandlscharte hatte ich in weniger als einer Stunde bezwungen. Was jetzt kam, kann ich kaum beschreiben. Ein riesiges steiles Schneefeld zeigte nach unten. Lange Seile waren notdürftig aneinander geknotet. Im Stehen war ein Halten nicht möglich. Auf dem Hosenboden rutschend, die Hacken in den hart gefrorenen Schnee zum Abbremsen und verzweifelt an dem Kletterseil Halt suchend - mit kalten Fingern und mit einem um die Hand gebundenem Halstuch – ging es hinab. Immer schneller wurde die Rutschpartie, am Ende Geröll, irgendwie zum Stoppen kommen - es gelang mir. Adrenalin pur! Kurz ausschütteln und weiter! Immerhin war das jetzt der Beginn des langen Downhills (1.500 Höhenmeter hinunter), der anschließend auf der langen und flachen „Schlüsselstelle“ mündet. Fast vier Stunden war ich bereits unterwegs.
Der Downhill war wieder sehr technisch, steil, anspruchsvoll, maximale Konzentration! Laufen lassen. Weiterhin konnte ich meine Position halten. Ich war auch bergab ungewöhnlich schnell.
Kilometer 32: Das Flachstück (und damit Baustein 4) begann. Meine Schwester mit Ehemann und Tochter waren jetzt an der Strecke. Kühles Wasser. Frische Socken, etwas leichtere Crossschuhe angezogen und weiter – laufend. Es war wie erwartet: hart. Aber ich lief! Voller Fokus auf jeden Schritt. Mittlerweile stand die Sonne im Zenit. Ich konnte auf der langen Passage meine Position festigen, das Feld hatte sich weit auseinandergezogen.
In Fusch, am Ende des Flachstücks, nochmals Anfeuerung von meinen drei Supportern. Kaltes Wasser über den Kopf und über den Rücken. Ein paar Schlucke getrunken. Über 6 Stunden war ich jetzt unterwegs. Nun berghoch! Der letzte lange und steile Anstieg und dann bergab ins Ziel. 15 km und knapp 900 Höhenmeter lagen jedoch noch vor mir.
Doch, wo war jetzt meine Kraft? Warum machte mir die Sonne so zu schaffen? Schwindel! Mir ging es plötzlich schlecht, sehr schlecht! Was war passiert? Ich hatte zu wenig getrunken, war dehydriert. Die warme Cola in meinen Softflask verursachte noch mehr Übelkeit. Ich brauchte Wasser – sofort! Aber es gab gar keine Verpflegungsstation mehr auf dem Weg ins Ziel. Hätte ich doch nur mehr Wasser getrunken, statt es mir über den Kopf zu gießen.
Die Zuversicht sank - dann kam das Geschenk! Mitten im Hang, eine Viehtränke! Mit einem kühlen Zufluss! Unfassbar, wie wichtig jetzt dieses Wasser war. Ich habe sehr viel getrunken, zum ersten Mal am heutigen Tag richtig viel getrunken und nicht nur ein paar (zu wenige) Schlückchen. Kopf unters Wasser, den ganzen Körper gekühlt. Immer wieder das Halstuch ins Wasser und im Rücken ausgewrungen. Und weiter. Und es war wieder alles gut. So einfach kann alles wieder gut werden und so einfach hätte ich hier scheitern können.
Erstaunlicherweise büßte ich in dieser Schwächephase nur wenige Plätze ein, die ich im Vorfeld aber herausgelaufen hatte. Mein Vorsprung aus der „Schlüsselstelle“ reichte noch.
Der letzte Downhill, die letzten 10 km – würde meine Kraft reichen? Eine Schwächephase durfte ich mir jetzt nicht mehr erlauben – zu stark waren die Athleten in meinem Nacken.
Der Abstieg war gefühlt deutlich länger als erwartet und nochmals ein sehr, sehr harter Kampf, aber ich war weiterhin fokussiert.
Um 16:10 Uhr lief ich –unter dem Applaus meiner Schwester, in Kaprun ins Ziel. 8:39 Stunden war ich unterwegs. Von 439 Teilnehmern habe ich den Gesamtrang 49 belegt (7 Läufer aus Deutschland waren vor mir). In meiner stark besetzten Altersklasse mit 99 Zieleinläufern habe ich den fünften Rang (zweitbester Deutscher) erreicht.
Meine Strategie ist aufgegangen. Meine Erfolgsbausteine waren gut ausgewählt. Es hat gepasst. 8:39 Stunde Vollgas und Fokussierung. Das klingt jetzt vielleicht etwas zu sachlich, aber genau die Herangehensweise an diesen Lauf und das Umsetzen der einzelnen Punkte, stets am Limit, hat mir diesmal sehr viel Freude bereitet.
Eine etwas längere Pause im Zielbereich und dann konnte ich tatsächlich das köstlich kalte Ziel-Bier genießen und die Nudeln haben auch geschmeckt. Eine tolle Veranstaltung, ein gelungener Lauf. Ein schöner Tag. Ich war zufrieden – und freue mich auf weitere Abenteuer.
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- Geschrieben von: Kerstin
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von Kerstin
Am Samstag Nachmittag machten Thorsten und ich uns mit dem Fahrrad von Martfeld bzw. Westen auf den Weg nach Nienburg-Langendamm, um beim dortigen 1. Bergheide-Cross an den Start zu gehen – dabei handelt es sich um eine Veranstaltung, die unter anderem von unserer Sport-Kollegin und Design-Guru Janet Silberfisch auf die Beine gestellt worden ist, die wir gerne „unterstützen“ wollten.
Nach der Anreise wurden dann also die Radklamotten und Schuhe mit der Laufausrüstung getauscht und nach einem kurzen Erkunden der ersten paar Hundert Meter der Strecke, ging es zurück an die Startlinie.
Pünktlich um 17:00 Uhr fiel der Startschuss und quasi pünktlich dazu setzte auch ein leichter Nieselregen ein, der für die Teilnehmenden recht angenehm war. Angeboten waren zwei Distanzen: 5,2 km um 10,4 km – wir gingen auf die zwei Runden für die längere Strecke. Vorne ging gleich „die Post ab“ und etliche Männer stürmten auf den sandigen, von Wurzeln durchzogenen Wegen in den Wald.
Durch die Unebenheiten und auch einen etwas längeren „Anstieg“ war die Strecke war technisch etwas herausfordernd, aber dadurch auch kurzweilig. Man hatte oft die Mitstreiter im Blick und durch einen „Kreuzungspunkt“ der beiden Schleifen hatte ich sogar die Gelegenheit, Thorsten anzufeuern, als er auf seiner zweiten Runde bereits Richtung Ziel abbog, während ich eben noch einmal die Schleife durchlaufen musste, bevor es auch für mich zurückging.
Thorsten ist mit einem ziemlich gleichmäßigen Schnitt von 4:00 min/km durchgelaufen und war nach 38:37 min im Ziel. Ich war auf dem ersten Kilometer „im Sog“ der schnellen Läufer und bin etwas zu schnell eingestiegen, habe mich dann aber auf ein konstantes und „nachhaltiges“ Tempo zurücknehmen können und so auf der zweiten Runde auch noch einige Läufer „einsammeln“ können, so dass ich mit einem 5:10 min/km-Schnitt nach 51:12min im Ziel war.
Durch die Chip-Zeitnahme konnte die Siegerehrung sogar etwas früher als angekündigt stattfinden: wir hatten es beide aufs Podium der Gesamtwertung geschafft und jeweils den 3. Platz belegt!
Eine sehr tolle Veranstaltung: tolle Organisation, kurze Wege im Umfeld, Umkleiden/Toiletten/Duschen vorhanden und eine sehr schöne Strecke in der Natur – gerne wieder! (Anschließend mussten wir dann im leichten Nieselregen und wiederum Gegenwind (der musste gedreht haben) natürlich noch auf unseren Rädern nach Hause „reiten“ – ein umgekehrter Duathlon war es also auch noch.)
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- Geschrieben von: Silvia
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von Silvia
Nachdem ich mit einigen KollegInnen am 09. Mai den b2run Firmenlauf (6,3km) am Weserstadion absolviert hatte, war unter uns laufenden ADAC-Mitarbeitern der Ehrgeiz entfacht. Wir informierten uns über den nächsten Termin in Bremen, der von Sportziel als BMW Firmenlauf auf den 04. Juli terminiert war. Leider war das Datum vom Veranstalter unglücklich gewählt, da es am nächsten Tag in Niedersachsen und Bremen Zeugnisse gab und die Sommerferien starteten. Trotz meines vehementen Werbens bei den laufenden Kollegen fanden sich nur vier, die verbindlich zusagten. Das Team bei dem Lauf bestand jedoch aus immer fünf Startern in einer Firmengruppe. Eine kurze Anfrage bei Thorsten, der ohne lange zu zögern für die für ihn mehr als überschaubare Distanz von 5km zusagte. Wir waren als Fünferteam komplett, die Anmeldung konnte erfolgen.
Am Dienstagabend trafen wir fünf uns direkt am Weserwehr, kleideten uns in ADAC gelbe Shirts und wurden noch als Team vom Veranstalter fotografiert. Jede Firma hatte eine eigene Startzeit, die minütlich getaktet war. Um 18.19 Uhr ging es für uns auf die Rundstrecke, beginnend beim Paulaners. Mit Thorsten als Pacemaker unserer Gruppe, liefen wir ein Stück an der Weser entlang, auf der Erbeerbrücke hinunter zum Werdersee und durch die Pauliner Marsch über das Weserwehr zurück ans Paulaners. Die Laufuhr zeigte am Ende anstatt der angekündigten 5km nur 4,5km an, aber unseren Spaß hatten wir trotzdem. Wir haben einige andere Läufer und Teams überholt und zum Abschluss gab es ein gemeinsames Getränk im Ziel. Die Finisher-Shirt Sammlung (vor allem von Thorsten) wurde um ein weiteres im Kleiderschrank ergänzt.
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- Geschrieben von: Daniela
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von Daniela
Am Freitagabend war es auch um 19.30 Uhr zum Start der 5 km noch sehr warm.
Kerstin und ich starteten gemeinsam und hatten uns und meine sportliche Freundin Verena gut im Blick.
Einige hundert Meter führte ich unsere Dreiergruppe an, musste dann aber doch Verena und Kerstin an mir vorbeiziehen lassen. Die Beine waren einfach zu schwer.
Kerstin lief scheinbar locker auch an Verena vorbei, umso überraschter war ich dann später, dass sie erst nach mir die Ziellinie überquerte. Sie hatte leider ein Problem, was schnell und einfach zu beheben war, aber eben zu einer kurzen Zwangspause führte. Dadurch hat es für mich dann sogar noch fürs Treppchen gereicht.
Platz 3 weiblich gesamt in 23:48 Minuten. Kerstin kam trotz Zwischenstopp als fünfte Frau ins Ziel in 24:40 Minuten.
Um 20.15 Uhr starteten Thorsten und Anton.
Bei toller Atmosphäre hat es riesig Spaß gemacht, den beiden auf ihren 4 Runden jubelnd zuzusehen.
Thorsten ist es gelungen, so kurz nach seinem Ultra, in den Sprintmodus zu schalten und konnte sich den 10. Platz in dem starken Läuferfeld in einer Zeit von 37:57 Minuten erkämpfen. Wahnsinn!!!
Anton machte ein tolles Rennen und hat mal wieder bewiesen, wie herausragend seine Leistung in der Altersklasse M70 ist. Er kam mit schnellen 52:04 Minuten ins Ziel und gewann deutlich in seiner Altersklasse.
Herzlichen Glückwunsch! Außerdem macht er eine tolle Figur auf meinen Fan Fotos ;)
Eine Tolle Veranstaltung in der wunderschönen Stadt Verden an der Aller
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- Geschrieben von: Thorsten
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Tränen schon vor dem Start
von Thorsten
Am Freitag, 16. Juni um 22 Uhr endete der Countdown zum Start des 11. Zugspitz Ultratrails. Mit knapp über 500 Athleten lief ich in Garmisch-Partenkirchen los, um das Wettersteinmassiv mit der Zugspitze zu umrunden. Etwas flapsig sagte ich zu meinen Eltern und meinem Neffen, die Vorort dabei waren: „Morgen um 18 Uhr bin ich wieder in Garmisch, dann haben wir noch genug Zeit zum Feiern“.
18 Uhr – das bedeutete, ich hätte die Strecke in 20 Stunden bewältigen müssen! War das überhaupt machbar? Warum setzte ich mich auf einmal „unter Druck“? War diese Bemerkung hilfreich? Aufgrund der nicht ganz perfekten Vorbereitung, gab es bereits eine Zielvorgabe – und die hieß: „nur“ finishen. 27 Stunden hätte ich dafür Zeit gehabt.
Der ZUT ist Deutschlands größtes Trailrunning Event. Über 3.000 Läuferinnen und Läufer überquerten in 6 Wettbewerben die Ziellinie in Garmisch-Partenkirchen. Bei „meiner“ Ultrastrecke sollten 403 Läufer das Ziel erreichen; 20 % haben aufgegeben oder die Cut-Off Zeiten nicht eingehalten.
War ich am Vortrag noch etwas enttäuscht von der verhaltenen Stimmung in Garmisch, war die Atmosphäre am race day super. Der Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr spielte prächtig auf. Die Straßen waren voll. Noch lange nach dem Startschuss wurden wir Läufer vom Straßenrand aus angefeuert.
Zunächst ging es die ersten Kilometer relativ flach Richtung Eibsee. Dadurch zog sich das Läuferfeld gut auseinander und bei den ersten Steigungen und engen Passagen im Höllenkar gab es kein Gedränge. Meine Gedanken galten zu dem Zeitpunkt noch der Klamottenwahl – war die bei mir passend? Völlig unterschiedlich waren die Läufer bekleidet, von Tank-Tops bis zum Pullover und dicken Jacken war alles dabei. Ich hatte mich für ein langes, aber dünnes Unterziehshirt und darüber ein normales Laufshirt entschieden. Im Augenblick noch leicht zu warm, war es aber die perfekte Wahl, da ich mich auch während der Nacht nicht umziehen musste.
Ich fand einen lockeren Rhythmus, war gut drauf. Ich nahm gut Flüssigkeit zu mir. Nach 1,5 Stunden anscheinend wieder ein kleiner Hot-Spot mit applaudierenden Zuschauern – ich lief weiter. Uuups – das war jedoch die erste Verpflegungsstation! Das wurde mir aber erst bewusst, als es fürs Umkehren schon zu spät war. Wann kommt die nächste? Laut Plan erst wieder in über 2 Stunden. Statt Gel hatte ich noch zwei Frucht-Smoothies, da brauchte ich zum Runterspülen nicht so viel Wasser. 550 Höhenmeter waren bereits bezwungen und jetzt kam der erste knackige und lange Anstieg – mit kraftvollem Stockeinsatz kämpfte ich mich nach oben. Kürzere Downhills – alles super. Bereits 1:20 Stunden nach dem verpassten V1 am Eibsee war ich am V2! Jetzt realisierte ich, dass meine Pace sogar deutlich schneller war, als die angepeilten 20 Stunden.
Die Nacht war dunkel und kühl, aber windstill, die Stirnlampe machte gutes Licht, ein sehr langer Anstieg zum höchsten Punkt des gesamten Rennens. Weiterhin kraftvoll machte ich Plätze gut. Auf halber Strecke, am VP 3 lag ich auf Gesamtrang 81 und auf dem weiteren Anstieg überholte ich noch weitere Läufer.
Exakt um 4 Uhr fingen die Vögel an zu zwitschern. Langsam wurde es hell, die Sonne sahen wir jedoch erst, als sie schon weiter über dem Horizont stand. Es galt zunächst einen weiteren hohen Bergrücken zu überschreiten. Davor war jedoch der lange, teilweise sehr technische Downhill zu bewältigen - über Schneefelder und extrem schlammige Hänge. Bergab musste ich leider viele Plätze einbüßen, dennoch lag ich im „Tal“ bei VP 4 noch auf Platz 70. Jetzt der nächste lange Anstieg und auf dem Grat endlich die Sonne.
Mühsam hatte ich im Uphill wieder Platze gut gemacht, aber wir liefen alle dicht hintereinander. Was kommt nach jedem Aufstieg? Ein Downhill. Diesmal wenig technisch, einfach nur lang. Tja – in rasendem Tempo stürzten sich die anderen Läufer hinunter, in Sekundenschnelle hatten sie zig Meter Vorsprung vor mir. Vielleicht lief ich etwas verhaltener, weil ich noch Angst vor meinem lädierten Fuß hatte, anderseits wollte ich noch nicht alles auf eine Karte setzen und vermutlich fehlt mir im Downhill einfach das spezifische Training. Trotzdem, bis jetzt war alles super!
Mit dem hellen und sonnigen Vormittag kam jedoch eine Müdigkeit, die ich sonst eher nicht kannte. Der Kampf begann und jetzt wurden die „20 Stunden“ zu einer wichtigen Richtschnur. Ich hatte eine Orientierung, ein messbares Ziel.
Am VP 5 hatte ich bereits 3.140 Höhenmeter und 58 km absolviert. 30 wellige Kilometer lagen noch vor mir, bevor es zum ultimativen und finalem Schlussanstieg ging.
Am VP 6 wartete mein Neffe Justus auf mich. Zum ersten Mal (und letzten Mal) setzte ich mich kurz hin. Gesicht gewaschen, frisches Shirt, Füße eingecremt, neue Socken und Schuhwechsel – weiter! Immer die 20 Stunden vor Augen. Noch hatte ich bei den Durchgangszeiten 30 min „Luft“. Jetzt war alles nur noch eine Sache des Willens.
Das Finale – so nenne ich es mal.Es begann mit dem längsten Anstieg des ganzen Rennens. Extrem fordernd bis zur Hochalm. Da das Feld jetzt sehr weit auseinandergezogen war, konnte ich im Uphill kaum noch Plätze gut machen. Dennoch bin ich wieder sehr gut hinauf -zumindest bis zur Hochalm- gekommen. Die Sonne brannte mittlerweile vom Himmel. Es war 14.30 Uhr, ich war fast 16 ½ Stunden unterwegs.
Und jetzt?? Bisher war es ein „schönes“ Rennen. Doch dann – an der Hochalm – wir waren völlig fertig vom langen Anstieg, kamen uns die ersten Läufer entgegen, die bereits bergab Richtung Garmisch liefen. Und wir? Seht euch den kleinen Kringel auf der Laufstrecke an. Jetzt kam der Horror. Auf steilen Skipisten bergan, musste wir noch einen weiten Bogen zum Osterfelder Kopf laufen. Ja gut, der Ausblick war atemberaubend, aber die Strecke? Breite und extrem steile Schotterpisten. Irgendwie machte dieser Weg jetzt gar keinen Sinn mehr. Gefühlt eine Ewigkeit kämpfen wir alle auf dieser vermeintlich kurzen Passage.
5.100 Höhenmeter, 96 km – jetzt eigentlich nur noch 15 Kilometer bergab. Die ersten 5 km davon, bis zum letzten VP war die Trail technisch und steil – das war ok.
Die letzten 10 km – die Hölle. Steile Forstwege und senkrechte Skipisten runter – warum? Meine Oberschenkel und Knie hatten keine Lust mehr. 20 Stunden! Es wurde immer enger. Ich biss auf die Zähne, ich schrie im wahrsten Sinnes des Wortes. Und selbst auf den letzten flachen Asphaltkilometern - statt Euphorie eher leichte Ernüchterung. Motiviert an Überholenden dran zu bleiben, war ich nicht.
20 Stunden! Bis jetzt haben sie mich geleitet und jetzt erzeugten sie dann doch noch ein Lächeln auf meinem Gesicht. 20 Stunden ich werde es tatsächlich schaffen. Völlig verrückt! Den letzten Kilometer habe ich mich nochmals zusammengerissen.
Ja! Der Zieleinlauf war schön! 17.42 Uhr – vor 18 Uhr – ich hatte mein „Versprechen“ eingehalten. Gesamtrang 138 war es am Ende – völlig unwichtig. Unter 20 Stunden – unglaublich.
Alles Versprochene konnte ich dann aber doch nicht einhalten – die Party fiel aus. Meine Kraft reichte noch nicht einmal zu einem Siegerbier, geschweige denn, um etwas Essbares aufzunehmen. Duschen im leichten Delirium und dann in einen Tiefschlaf gefallen – allerding schon im bequemen Bett.
Mir geht es gut –auch zwei Tage nach dem Lauf hält sich der Muskelkater in Grenzen. Gelenke und Bänder schmerzen nicht. Klar habe ich mich gut vorbereitet, viel trainiert, das ist mein Beitrag den ich selber leisten kann. Doch der ist marginal. Dass ich überhaupt in der Lage bin diesen Sport zu betreiben, dass ich Gesund bin, darauf habe ich keinen Einfluss. Wie groß dieses Geschenk ist, hat mir der ZUT verdeutlicht. Für dieses Geschenk bin ich sehr dankbar!
Und letztendlich ist Vieles völlig unwichtig und Kleinigkeiten so bedeutend! Ich wollte mir eine neue Kaffeemaschine gönnen, wenn der Lauf gut klappt – an diese materielle Sache, habe ich nicht eine Sekunde gedacht. Die feuchten Augen meiner Mutter vor dem Zielkanal, die anerkennenden Blicke von meinem Vater und Justus – das bleibt!
Härte braucht es, um fast 20 Stunden zu Laufen und dennoch kamen schon vor dem Start die Tränen:
„Ganz viel Glück, ich bin jetzt schon stolz auf dich, hab dich lieb“ – war die Nachricht meiner Tochter… und damit war klar – nichts hätte mich jetzt noch davon abhalten können in Garmisch über die Ziellinie zu laufen. Notfalls hätte Justus meinen Körper mit Gaffa-Tape zusammenflicken müssen. Ich wäre irgendwie nach Garmisch gekommen!
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