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von Thorsten
Die Ausflüge zu solchen Events sind unglaublich schöne Mikroabteuer. Das Abenteuer beginnt mit dem Klamottenpacken in der Heimat. Bei meiner Abfahrt war in den alpinen Regionen der Berge noch wechselhaftes Wetter angesagt. Folglich gehörten zum vorläufigen Wettkampfgepäck so ziemlich alle Klamotten die sich in meinen Schrank befinden.
Vom luftigen T-Shirt bis zur Daunenjacke und einer dreilagigen Hardshell-Jacke und Hochtourenhose. Handschuhe und Mütze gehörten eh‘ zur Pflichtausrüstung. Und dann die Verpflegung: Gels, Smoothies, Sportgetränk für den Ultra Trail und viele Getränke, Elektrolyte, sowie Nudeln und Reis für die Tage unmittelbar vor dem Wettkampf. Sportuhr, Stöcke, Blackroll, diverse Ladekabel, und die beiden Glücksbringer dürfen auch nicht fehlen. Ganz abgesehen vom Camping-Equipment. Trotz einer mittlerweile guten Checkliste, die ich diesmal auch akribisch abgehakt habe, sind doch noch ziemlich viele Abwägungen anzustellen. Hinzu kam, dass ich auf dem Weg in die Alpen noch einen Sprinttriathlon mit unserer Ligamannschaft in Salzgitter absolviert habe – Zeitfahrrad und Neopren war deshalb auch noch dabei. Das Auto war randvoll.
Nach dem Triathlon habe ich es fast noch bis Bayern geschafft – erst dann kam die Müdigkeit. In Südhessen habe ich mir dann einen idyllischen Feldweg gesucht – Rennrad vor das Auto gestellt und tief und fest im „Kofferraum“ (das geht bei mir recht gut) meines 1er BMWs geschlafen. Geweckt wurde ich am frühen Morgen vom Starkregen (mal wieder, wie so oft in den letzten Tagen). Nach einem leckeren Frühstück ging es weiter nach Lindau am Bodensee. Eigentlich war nur ein Kurzbesuch bei Freunden geplant, die dort Urlaub machten – daraus wurden 2,5 sehr, sehr schöne Tage!! – Und der Wetterwechsel war auch gekommen. Jetzt war der Sommer da.
Nach dem Zwischenstopp ging es dann weiter in die Schweiz! Über drei Alpenpässe. U.a. auch über den Furkapass. Für mich: Unbeschreiblich schön. Ich war regelrecht berauscht. Das Fahren mit dem wendigen Auto ein Genuss - und dann diese unglaublichen Berge. Sie sind weniger schroff und zerklüftet, dafür mächtig und breit! Alleine für diesen Anblick lohnt sich für mich schon die lange Anfahrt.
Mein Zielort und auch Start/Ziel des SwissAlps 100 ist die Ortschaft Fiesch im Oberwalliser Hochtal Goms, ein von mächtigen Dreitausendern umrahmtes Tal der Rhone. 
Eine weitläufige Campingwiese mit herrlichen Blicken auf die Berge war mein Quartier. Der geplante Erkundungslauf blieb heute aus. Der Tag war schon zu weit fortgeschritten. Ins Zelt kuscheln und schlafen.
Donnerstag, es herrschte Hochsommer mit über 30 °C. Heute – zwei Tage vor dem Wettkampf fuhr ich ein Stück mit dem Rad und lief die letzten 20 km der Wettkampfstrecke. Diese Wahl sollte sich im Rennen noch als ganz wichtige Entscheidung herausstellen. Sehr viel Trinken, das Wasser jeweils mit Elektrolyten ergänzt und gut essen stand noch auf der Agenda für heute.
Freitag: Zwei Dropbags gepackt, die vom Veranstalter an zwei Verpflegungspunkten transportiert wurden. Wieder vielfältige Überlegungen: was kann ich denn wohl mal so im Rennen brauchen? Ich war ohne Crew unterwegs, es war also niemand vor Ort, der mir notfalls etwas bringen konnte. Abgabe der Dropbags und Abholung der Startunterlagen. Gewissenhaftes Zurechtlegen und Packen aller Rennutensilien. Von einem Freund hatte ich den Tipp für gute Kopfhörer erhalten, die hatte ich dabei, obwohl ich noch nie mit Musik gelaufen war. Eine Freundin schickte mit ihre Playlist – das war dann die Initialzündung, dass ich im letzten Augenblick die Kopfhörer auch in die Rennweste gesteckt habe. Kurze Radrunde, trinken, essen, ausgiebige Muskellockerung mit der Blackroll, duschen, mentale Vorbereitung (die einzelnen Schubladen meiner Kommode im Kopf wurden mit mentalen Tricks gefüllt), das Rennen visualisieren, das Höhenprofil nochmals verinnerlichen, der Versuch früh ins Bett (Luftmatratze) zu gehen. Morgen um 6.30 Uhr ist der Start. 4.15 Uhr klingelt der Wecker.
Die Nacht: Ey, bisher alles perfekt! Doch wovon träume ich? Nicht etwa vom nächtlichen Strand des Bodensees, nein, ich träume von Halsschmerzen, Husten verstopfter Nase. Ich wache auf, weil ich vor lauter Erkältung keine Luft bekomme – aber alles nur ein Traum. Außer (jetzt) etwas Schlaf, fehlte mir nichts. Ich bin gut vorbereitet und top fit.
Das Rennen
Raceday: 4.15 Uhr, anziehen, frühstücken, Kaffee und dann langsam zu Fuß die 2 km zur Startlinie marschiert. Wetterprognose: Stabil, heiß, wolkenlos, keine Gewitterneigung. Es ist Vollmond!! – Alles perfekt! Meine Nervosität lässt auch nach. Ich freue mich auf den Lauf. Ich lächle. Was habe ich doch für ein Glück hier sein zu dürfen.
6.30 Uhr Start. Zusammen mit ca. 300 weiteren Läufern, die sich auf die 100 km Runde machen. Direkt nach dem Start geht es bergan. 1.160 Höhenmeter hoch. Wenig laufen, gleich Speedhiking mit kraftvollem Stockeinsatz. Ein wenig schmunzeln musste ich, als ich an meine ersten Läufe denke, da habe ich am Anfang stets viel zu viel Kraft aufgebraucht. Mittlerweile weiß ich „painfully slow“ zu Beginn ist ein Erfolgsrezept. Energie sparen.
Nach dem langen Uphill kam schon ein großes Highlight des Rennens. Die Passage vis-à-vis mit dem Aletsch Gletscher, dem größten Gletscher der Alpen. Ich hielt oft an und machte Fotos. Es war ein Traum hier sein zu dürfen. Große Dankbarkeit erfüllte mich. Dieser Ausblick, das Wetter – alles war perfekt. Ich bin ganz locker gelaufen und lag doch genau in meinem Raceplan. Der erste lange Downhill, sehr flowig zu laufen. Es machte irrsinnig Spaß. Glücksgefühle. Um 13.40 Uhr – nach mittlerweile über 7 Stunden war ich in Reckingen, bereits am vierten Verpflegungspunkt. Die Sonne brannte zwar, sie war bisher aber kein Problem. Ich kühlte mich gut ab und einige Abschnitte der Strecke lagen im Schatten. Bisher alles super und ich war noch exakt in meinem Zeitplan. Jetzt knapp 6 km flach. Hier spielte ich meine läuferische Stärke aus und war nach 33 Minuten -ohne überzogen zu haben- bereits am nächsten VP. Hier lag mein erster Dropbag. Ich zog mir frische Socken an, cremte meine Füße ein, füllte meine Energiegels auf und verpflegte mich gut. Habe ich mich an den anderen VPs maximal neun Minuten aufgehalten, dauert meine Erfrischungspause jetzt etwa 20 Minuten.

Jetzt ging es wieder hoch. Erfrischt wollte ich mit kräftigem Stockeinsatz hinauf. Naja, jetzt wurde es etwas anstrengender. Der Uphill war steil. Ich musste leicht kämpfen, um exakt um 16 Uhr am nächsten VP in Chäserstatt anzukommen. Ein kleiner Weiler „in the middle of nowhere“. 16 Uhr noch genau im Zeitplan. Eine große Pause war hier nicht geplant, dennoch ließ ich mir wieder ca. 20 Minuten Zeit, um mich gut zu versorgen. Nach einem kurzen, anspruchsvollem Downhill kam der nächste lange Anstieg. 750 Höhenmeter. Der nächste VP war weit weg. Ich spiele meine Erfahrung aus und füllte eine weitere Trinkflasche mit Wasser.
Der Uphill in einem schattenlosen Hochtal, anspruchsvoll, steil. Im Talboden rauschte ein großer Bach, am Trail jedoch kein winzig kleines Rinnsal. Es war doch schon späterer Nachmittag – bisher machte die Sonne keine Probleme, doch jetzt: kein Luftzug im Hochtal, kein Rinnsal, Temperaturen von über 30 °C und die Sonne brennt doch noch!
Berghoch kann ich normalweise gut. Da kann ich meinen kraftvollen Stockeinsatz ausspielen. Doch sukzessive, fast linear mit zunehmender Höhe nimmt meine Kraft ab. Kraftvoll und dynamisch ist mein Stockeinsatz nicht mehr, es geht nicht! Ein Kampf um jeden Schritt. Die Landschaft – weiterhin traumhaft, der Trail – auch schön, doch irgendwie endlos. Dann bin ich oben auf knapp 2.500 m. Ziemlich ausgelaugt. Nun über 1.000 hm wieder runter. Auch dabei bin ich deutlich langsamer als erwartet. Es stellt sich nicht wirklich eine Erholung ein. Fast 4 Stunden (!) nach dem letzten VP bin ich dann in Binn, eine kleine Ortschaft, einige Zuschauer, gute Stimmung. Es ist kurz vor 20 Uhr. Ich bin platt. Kein Appetit. Mit Zwang trinke ich etwas. Der letzte, riesige Anstieg des Rennens liegt direkt vor mir. So geht’s nicht. Ich setze mich auf die Stufen einer Treppe und machte für einige Minuten die Augen zu – oh, das ist herrlich! Danach zwinge ich mich noch etwas Brühe zu trinken. Mittlerweile liege ich deutlich hinter meinem Zeitplan und sogar Plan B (unter 22 Stunden zu bleiben, um das Limit für ein „Western States Los“ zu schaffen) scheint in Gefahr. Also, auf geht’s – weiter!
1.100 hm hoch, fast auf den Gipfel des Breithorns, hinauf zum höchsten Punkten des Rennens, hinauf auf 2.460 m. 65 km habe ich schon geschafft. 14 Stunden und viele Höhenmeter liegen doch schon hinter mir. Mein Headspace ist grundsätzlich zuversichtlich. Trotz guter Gedanken – ich komme nicht voran. Und wieder: mit zunehmender Höhe wird meine Kraft immer weniger. Der Weg ist sehr steil. Jeden Schritt muss ich hochdrücken – so wenig Kraft in den Oberschenkeln. Meine Arm- und Brustmuskeln, wo sind sie? Kaum Unterstützung durch den Stockeinsatz. Die Nacht ist da!
Ich suche nach einer passenden Schublade in meiner Kopf-Kommode. Ein Bild von Ernest Shackleton, einem Polarforscher. Für mich ein magisches Sinnbild für Ausdauer. Was haben die Abenteurer damals geleistet, was hatten die für eine Ausdauer und Psyche – da gab es kein Aufgeben, es gab keine Hilfe, nur Vorwärts. Meine Kraft kommt nicht zurück, aber das Bild hilft dennoch. Mein Kampf ist doch im Vergleich zu dem, was die leisten mussten, nur gefühlt hart. Der Körper kann so viel mehr leisten. Gefühlt bin ich am Ende und doch noch nie so weit vom Aufgeben entfernt! Ich muss da hoch, ich komme da hoch, Schritt für Schritt für Schritt für Schritt …. .
Mitternacht. Vollmond. Die Berge sind zu erkennen. Und ja, ich habe noch einen Blick dafür. Ich bin oben! Noch eine kurze Strecke auf dem Hochplateau, um kurz nach Mittenacht bin ich am höchsten Punkt der Strecke auf 2.460 m. Genau dort ist eine Verpflegungsstation. Lagerfeuer, Pause. Zumindest solange bis ein wenig Appetit kommt. Mit Mühe trinke ich etwas Brühe. Einige Läufer sind hier und genießen den Augenblick. Ich lasse mir Zeit, wieder 20 Minuten zum Durchatmen. Ich bin müde.
In Gedanken gehe ich die restliche Laufstrecke durch. Jetzt kommt ein langer (!) Downhill – 1.400 hm runter – heftig. Unklar wie lange das dauern würde, unklar wie laufbar der ist, unklar was meine Beine gleich sagen werden. Nach dem Downhill beginnen dann die letzten 20 km der Strecke, die 20 km, die ich schon am Donnerstag gelaufen bin. Diese letzten 20 km - für viele Läufer eine Horrorstrecke. Vermeintlich wenige Höhenmeter, im Vergleich zum bisherigen Höhenprofil, aber sehr viele kurze knackige Anstiege und in Summe auch nochmals fast 800 hm. Ich hatte für 15 km am Donnerstag (ausgeruht), fast 2,5 Std. benötigt und da kam erst mein Campingplatz und noch nicht das Ziel. Das kann heute auch gut doppelt so lange dauern (oder noch mehr). Aber jetzt lag ja erstmal der Downhill vor mir - 12 km (!) nur bergrunter.
Um 4.30 Uhr (22 Stunden) lief meine Qualifikationszeit für den Western States ab. Jetzt war es 0:10 Uhr. Über 30 km, mit dem langen Downhill und denl etzten heftigen 20 km lagen vor mir. Etwas traurig, weil die sub 22 nicht mehr real sind, raffe ich mich auf und laufe langsam los. Ein sehr schmaler Forstweg. Nur passierbar mit speziellen Militärfahrzeugen, aber deshalb gab es auf dem höchsten Punkt einen VP, weil er über diesen Weg erreichbar war. Die Steigung war ok, der Untergrund nicht anspruchsvoll.
Und jetzt: man lernt nie aus. War es der wenig anspruchsvolle Untergrund? Die Höhe? Die fehlende Kraft? Die Müdigkeit? Ich bekomme Halluzinationen. Zum ersten Mal in meinen Leben. Unglaublich. Da liegt ein großer Stein auf dem Weg, ich sehe ihn, bleibe stehen, hebe ganzlangsam meinen Fuß, um darüber hinweg zu steigen – nur Einbildung. 20 Minuten lang bleibe ich nach fast jedem Schritt stehen, weil etwas im Weg liegt oder ich ein Loch überspringen muss. Und ich finde kein Hilfsmittel darauszukommen. Ich schlafe nicht ein, meine Augen sind weit offen, ich sehe nur Dinge die gar nicht da sind. Verrückt!!! Ich halte an, sehe keinen Ausweg mehr, als mich hinzusetzen und zu schlafen.
Und dann nehme ich die Kopfhörer aus dem Rucksack. Lautstärke hoch. Der erste Zufallssong: Rammstein. Von einer Sekunde auf die anderen bin ich ein völlig anderer Läufer. Sofort hellwach. Meine Stimmung - wurde eine völlig andere. Ich bin nicht mehr gefangen in den eigenen Gedanken. Bei der lauten Musik kann ich nicht denken - und das ist jetzt ok. Kopf aus, Beine an! Mir geht es gut. Es ist jetzt genau 0:30 Uhr! 4 Stunden bis ins Ziel um die 22 Stunden zu erreichen – haha völliger Unsinn. Aber denken kann ich ja jetzt nicht mehr, bei der lauten Musik. Der Weg ist laufbar und ich laufe und laufe – schnell! Es ist warm, es ist Vollmond! Ich laufe – so schnell ich kann – als wenn nur noch wenige Kilometer vor mir liegen. Ich laufe ohne Pause bis ins Tal zum vorletzten VP, dort wo ein weiterer Dropbag liegt, dort wo eigentlich eine größere Pause mit Umziehen geplant war, um die anspruchsvollen 20 Schlusskilometer zu meistern. Ich nehme den Dropbag und packe ihn in die „benutzt“ Kiste, damit ich nicht als verschollen gelte. Pause? Nein – ich laufe weiter. Jetzt wieder in Talnähe, weiß ich, dass es einzelne Brunnen gibt, wo ich meine Flaschen füllen kann. Energiegels habe ich noch genug dabei.
Ich laufe. Jetzt wieder steile Gegenanstiege, länge Bergaufpassagen. Kraftvoller Stockeinsatz, die Kraft, sie ist da, die Musik spielt immer noch - laut, abwechslungsreich. Energiegels: bei dem Tempo hat der Magen gar keine Chance zu rebellieren.
Ich überhole Läufer – nicht viele, da das Feld sehr weit aus einander gezogen ist, aber keiner läuft mehr – nur ich.
Der letzte Verpflegungspunkt KM 94,6– kein Stopp! Weiter!
Und plötzlich sind die anvisierten 22 Stunden wieder in Reichweite – oder auch nicht? 3 Stunden Vollgas liegen jetzt hinter mir und eine Stunde Vollgas in exakt dem Tempo sind noch erforderlich, um auf die Sekunde um 4.30 Uhr und nach 22 Stunden das Ziel zu erreichen. Nein, sicher konnte ich mir nicht sein. Keine Pause – und noch schneller werden. Wie soll das gehen… .
101 km sollte der SwissAlps lang sein, 103 km laut GPS Track. Meine Sportuhr ist fast bei 100 km – aber das ist doch noch nicht das Ende der Strecke, ich bin doch noch nicht mal auf der richtigen Talseite. 103 km – die Hängebrücke zur anderen Talseite. 104 km noch ein Gegenanstieg. Was soll das, wo ist das Ziel? Mir läuft die Zeit weg. Die Ansicht meiner Sportuhr zeigt jetzt den Track – nur nicht verlaufen!! Dadurch sehe ich die Uhrzeit nicht. Keine Luft, um die Uhr zu bedienen. Vollgas. Ich bin jetzt im Ort – aber erst auf der Höhe meines Campingplatzes – oh nein – es sind noch weitere 2 km. Die Zeit, sie läuft. Und wieder eine kleine Anhöhe. Ich kann wirklich nicht schneller laufen!
Jetzt kommen mir vor Enttäuschung fast die Tränen. Annähernd 22 Stunden unterwegs, 4 Stunden Vollgas und jetzt komme ich ein paar Sekunden zu spät ins Ziel?
In dem Augenblick, wo ich fast frustriert runterschalte, kommt ein passender Song. Von Kontra K. „Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen“
Wie passt das denn? Ich laufe weiter – ich schmecke noch kein Blut! Kilometer 106.
Direkt nach dem Song von Kontra K. - Die Toten Hosen mit „Tage wie diese“ ich muss fasst lachen – so unglaublich gut passen die Songs – jetzt muss es doch gut gehen! Ich sehe den Zielbogen - nochmals eine Kurve, um von der richtigen Seite hindurch zu laufen. Ich bin im Ziel!
107 km; 21 Stunden und 51 Minuten – es hat gereicht! Um 4.21 Uhr bin ich im Ziel – und überglücklich und gar nicht so fix und fertig, wie man vermuten könnte. Hormonausschüttung: maximal! Euphorischer Gemütszustand! 
Kurze Pause auf einem Stuhl, dann meine Wechselklamotten geholt und umgezogen. Ich hatte im Dropbag einen Recovery Drink, den habe ich direkt als erstes getrunken. Dann ein Steak vom Grill mit Brot und Kräuterbutter. Meine Getränkeorder hat irgendwie nicht funktioniert, ich bekam das einzige Bier mit Alkohol.
Ausruhen in der milden Morgendämmerung, und dann lag ja noch mein 2 km Fußmarsch zum Zeltplatz vor mir. Da bin ich dann zwischendurch kurz im Stehen eingeschlafen – aber ohne Halluzinationen. Um 6.30 Uhr lag ich im Zelt – umgezogen aber ungeduscht – egal!
Nachbetrachtung
Das Rennen war nicht nur für mich hart. Von 306 Männer und Frauen die am Morgen um 6.30 Uhr losgelaufen sind haben 100 nicht das Ziel erreicht. D.h. über ein Drittel der Athleten haben aufgegeben.
Ich habe mit meiner Zeit von 21:51:31 Stunden Gesamtrang 103 belegt. In meiner Altersklasse hat es zu Platz 6 gereicht. Von den Läufern in meiner AK haben nur 53 % das Ziel erreicht.
Ein paar Statistiken meiner Sportuhr: Schritte: 105.221; Durchschnittliche Pace: 12’13 min/km = 4,9 km/h; Durchschnittlicher Puls: 116; Maximaler Puls: 145
Noch ein wenig Selbstbeweihräucherung: Ab der überwundenen Halluzinationsphase und dem Start meines musikbegleitenden Downhills habe ich exakt 4 Stunden bis ins Ziel gebraucht. Damit war ich genauso schnell wie der Läufer, der auf Gesamtrang 10 (Zielzeit 16:27:34 Stunden) ins Ziel kam. Die letzten 2,5 Stunden meines Rennens war ich exakt so schnell unterwegs, wie der Gesamt Dritte (14:49:17). Also irgendetwas lief am Ende bei mir gut oder irgendwo liegen in den Stunden davor noch Optimierungspotenziale. Zwischenzeitlich hatte ich schon ein Fazit gezogen: 100 km – sind doch zu lang, ich konzentriere mich auf kürzere Distanzen. Jetzt (beim Schreiben dieser Zeilen) packt mich doch schon wieder der Ehrgeiz, beim nächsten Mal eine noch bessere Performance abzuliefern. Mal schauen.
Ein langer Lauf in wunderbarer Natur – das gibt mir sehr viel Kraft und Energie und ist etwas Magisches, gleichzeitig eine Herausforderung für Kopf und Körper und jedes Mal wieder eine Grenzerfahrung. Das Fordernde macht für mich den Reiz aus, ein ganz intensives Erleben. Das ist Leben! Bewegung, vorankommen und die Dinge sehr bewusst machen. Konzentration aufs Laufen, auf den Augenblick.

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- Geschrieben von: Thorsten
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von Thorsten
Hitzeschlacht; 9 Stunden, 61 km, 2.500 Höhenmeter
Im Rahmen des Zugspitz-Ultra-Trails (ZUT) hatten sich auf sieben verschiedenen Distanzen (von 16 km bis 160 km) rd. 4.000 Athleten und Athletinnen angemeldet. Der ZUT ist damit das größtes Trailrunning Event in Deutschland.
Ich bin im Jahr 2023 bereits bei der 111 km Distanz gestartet. In diesem Jahr hatte ich mich für die 68 km Strecke angemeldet. Der Start war in Leutasch und das Ziel war, wie bei allen Strecken, in Garmisch.
Zusammen mit meiner Schwester wollte ich eine Woche Sport-Urlaub machen. Der Leutasch Trail sollte „eigentlich“ nur ein Trainingslauf unter Wettkampfbedingungen sein. Ich wollte den Lauf auch deshalb locker nehmen, weil es nicht wirklich eine zielgerichtete Vorbereitung gab. Die Organisation einer größeren Familienfeier am langen Pfingstwochenende vor dem ZUT stand im Fokus. Gefeiert wurde auch ordentlich – das war aber auch so geplant. Der Sport stand in den Tagen vor dem ZUT an zweiter Stelle.
10.06. bis mittags noch grob das Partygelände aufgeräumt, dann sind Daniela und ich Richtung Süden gestartet.
11.06. – erster Trainingstag; es wurde bereits sehr warm, herrliche Laufrunde und am Nachmittag kurze Radrunde um den Walchensee. Daniela ist sogar eine Runde im eiskalten Wasser des Sees geschwommen – ich habe Augenpflege betrieben. Abends mit Freunden Essen gegangen.
Am 12.06. Tagestour über einen Klettersteig auf die Alpspitze und zurück. Nachmittags Abholung der Startunterlagen und Infektion mit dem Läufervirus. Wenn eine Stadt im Zeichen des ZUT steht, man selber mittendrin ist, die vielen Athleten sieht, dann kann man im Vorfeld noch so häufig sagen: nur ein lockerer Trainingslauf – plötzlich kommt die Gänsehaut und der Puls geht hoch – Wettkampffieber.
13.06. die geplante Laufrunde mit Daniela wurde in eine schöne Radausfahrt um den Eibsee umgewandelt – damit ich morgen doch möglichst fit bin. Der Puls geht hoch.
14.06. Race day! 
6 Uhr, der Wecker klingelt. Ich habe gut geschlafen. Duschen. Haferschleim mit Obst, Kaffee, viel trinken. Muskeln mit der Blackroll lockern fiel aus – sonst bin ich aber gut vorbereitet.
7.15 Uhr Daniela bringt mich mit dem Auto nach Leutasch. Es ist bereits sehr warm!
9 Uhr Start. Leichter Anstieg, alle geben ziemlich viel Gas. Ich bleibe ruhig. Bin gefühlt ziemlich hinten im Feld. Der erste sehr lange Anstieg. Ich schwitze extrem! Achte sehr genau auf meine Pulswerte. Bin sehr fokussiert und zuversichtlich. Nach ca. 1,5 Stunden liegt der Anstieg hinter mir. Eine Scharte auf 2.000m. Ich genieße den Ausblick, mache ein paar Fotos. Wir sind jetzt auf der Hauptstrecke des ZUT, auf der auch die Läufer der längeren Distanzen unterwegs sind. Auf geht’s in den Downhill. Sehr lang, wieder ganz hinunter ins Tal. Überwiegend technisch – das mag ich. Es läuft gut, macht irrsinnig Spaß. Ich gebe richtig Gas. Wunderbar. Ich überhole einen Läufer, der bereits am Vortag um 22 Uhr auf die 100 km Strecke gegangen ist. Ein Bekannter, er ist ziemlich langsam unterwegs, er war nachts gestürzt, Blessuren am Körper und angebrochene Rippe. Ich warte kurz, gebe ihm Schmerztabletten aus meinen Erste-Hilfe Set, damit er noch gut ins Tal kommt. Mehr kann ich nicht machen, weiter geht es.
2:15 Stunden – ich bin an der ersten Verpflegungsstation. Daniela ist auch da. Der VP ist voll. Jeder versucht an Flüssigkeit zu kommen. Ich kühle mich ab, so gut es geht. Daniela füllt meine Flask. Es ist bereits sehr heiß!
Der Abschnitt zum nächsten VP: eine ebene Fläche. Laufbar. Unangenehm, aber das wusste ich. Warum unangenehm? „Laufen“ auf flacher Strecke fühlt sich anders an. Leichter Schuh, ausgeruhte Beine, schwungvoll, es geht flott voran. Doch hier: Laufrucksack mit Equipment, schwere Trailschuhe, müde Beine vom langen Downhill. Dennoch: ich bin weiterhin sehr fokussiert. Lasse mich nicht ablenken. Ständiger Blick auf die Pulsuhr. Nur nicht überziehen. Kleines Rinnsal. Mütze hinein und Kopf kühlen.
3:15 Stunden: VP Mittenwald. Es ist 12.15 Uhr. Ein kleines Wasserbassin mit Schwämmen. Ich versuche mich abzukühlen, während Daniela meine Flaschen füllt. Ich achte aufs Trinken. Nehme Salz zu mir. Ich stecke einen Schwamm ein – das sollte sich als extrem wichtig erweisen. Der weitere Streckenabschnitt: jetzt wieder welliger, ein wenig Schatten. Die Temperaturen liegen mittlerweile bei über 30° (im Schatten), lt. Pulsuhranzeige eines Mitlaufenden > 40°- und sie steigen weiter an.
Bei jedem Rinnsal (leider zu wenige) halte ich, nehme den Schwamm und versuche meinen ganzen Körper zu benetzen. Das hilft – ein paar Minuten, dann ist die gesamte Feuchtigkeit wieder weg. Aber ohne „meinen“ Schwamm wäre das nicht möglich gewesen.
Der Gegner aller Läufer, die jetzt noch auf den Trails unterwegs sind, ist einzig und allein die Sonne. Der Lauf entwickelt sich jetzt zu einem Kampf. Und diesen Kampf nehmen ich an. Volle Konzentration auf die Dinge, die ich beeinflussen kann. Abkühlung, Trinken, Salz, Tempo rausnehmen und ganz ganz wichtig: Immer auf den Magen achten.
4:30 Stunden: VP 3. Trotz extremer Bedingungen liege ich noch in meinem anvisierten (moderatem) Zeitplan. Ähnliche Prozedere wie zuvor. Daniela bringt mir Getränke, füllt die Flachen, ich versuche mich abzukühlen – diesmal etwas länger. Die VP ist wieder voll. Es sind nicht nur die Läufer meiner Strecke, sondern auch Läufer der 100 km und auch noch der 80 km – die mit den extremen Bedingungen ringen. Einen Überblick, wo ich mich im Klassement befinde, habe ich nicht – das ist mir im Augenblick auch vollkommen egal. Es ist schon anspruchsvoll, überhaupt ins Ziel zu kommen. Ich bleibe konzentriert und habe im Blick, dass es bis zum nächsten VP über 2,5 Stunden dauern kann – ohne Wasser zwischendurch. Ich habe noch eine weitere Ersatzflasche im Rucksack, die ich fülle. Diese Aktion war überlebenswichtig!
Die nächsten VPs kann Daniela nicht erreichen. Ich werde Sie erst wieder im Ziel sehen. Jetzt wenig Schatten. Trotz niedriger Pulswerte reduziere ich bewusst nochmals mein Tempo – ins Ziel kommen, mehr will ich heute nicht. 1,5 Liter Wasser sind leer. Und es sind noch weitere 1,5 Stunden bis zum VP. Dann stehen doch Bergretter am Rand und haben einen Wasserschlauch von einer Liftstation verlegt. Gerade noch rechtzeitig.
Endlich am VP 4! 7 Stunden Hitzeschlacht. Jetzt ein steiler und sehr langer Uphill. Das liegt mir. Anfangs noch etwas vorsichtig und immer ein Ohr am Magen, komme ich in einen guten kraftvollen Rhythmus. Bergauf kann ich keinen Vorsprung herausarbeiten, aber mental gibt es mir Schub, denn ich sehe, dass ich besser, kraftvoller als andere unterwegs bin. Ich bin ziemlich zufrieden, es bis hierher geschafft zu haben.
Am Ende des Anstiegs gibt es ein grandioses Stimmungsnest. Dazu gleich mehr. Ich war „noch“ ziemlich zufrieden, aber ich wusste auch, dass nach dem steilen Anstieg noch eine 7 km Passage hoch zum Osterfelder Kopf führt. Ohne Schatten. Vor schöner Kulisse, aber auf Skipisten. Ich kenne die Passage - und mag sie nicht – und das Stück lag noch vor mir - das bereitete mir dann noch leichte Sorgen. Plötzlich ein Donnergrollen. Ein Gewitter scheint aufzuziehen. In den Bergen ist ein Gewitter eine große Gefahr.
Das Stimmungsnest: Unglaublich. Unzählige schöne Schilder mit Motivationssprüchen, laute Musik, sehr viele Menschen, Euphorie. Toll. Es ist kein VP – der kommt erst noch, aber es gibt Wasser!! Ich halte mich etwas auf, genieße die Stimmung. Kühle mich ab und will meine Horrorstrecke hoch zum Osterfelder Kopf in Angriff nehmen. Doch wo geht es lang, überall Flatterband. Meinen fragenden Blick erkennt ein Streckenposten: „aufgrund des aufziehenden Gewitters wurde die Schleife um den Osterfelder Kopf gestrichen, die Läufer werden jetzt ins Tal abgeleitet“. OK, erstmal Verwirrung bei mir. Sprachnachricht an Daniela: „ich laufe jetzt schon runter und bin früher im Ziel“.
Und dann laufe ich los. Jetzt mit einem riesengroßen Lächeln im Gesicht. Schnell noch ein Gel – der Magen sollte das jetzt vertragen können. Kraft hatte ich ja sogar noch. Ich laufe, bergab, schnell. Nach einer ¾ Stunde Vollgas (die Oberschenkel glühen!!) bin ich kurz vor Garmisch - aber noch nicht im Ziel. Talkessel. Schwüle Gewitterluft, kein Luftzug. Anspruchsvoller geht’s nicht. Noch eine halbe Stunde zähe Quälerei über Asphalt, dann, nach 9:04 Stunden war ich im Ziel! In der schwülwarmen Luft brauchte ich ein paar Minuten – doch dann war alles wieder bestens. Pasta und Bier haben geschmeckt!
Sehr glücklich, sehr zufrieden! Aus dem geplanten lockeren Trainingslauf war ein großes Rennen, ein sehr großes Rennen geworden. Ein riesiger Kampf ums Finish. Es war ein hartes, aber sehr durchdachtes Rennen. Fehler der Vergangenheit (u.a. auch zu wenig getrunken) haben sich nicht wiederholt.
Doch das Verrückte kommt noch: ich dachte, ich liege so ziemlich weit hinten im Läuferfeld. 426 Männer waren gestartet, 25 % habe das Ziel gar nicht erreicht. Von den 321 Finishern habe ich Rang 49 belegt - im meiner Altersklasse hat meine Leistung sogar zu Rang drei gereicht!
Hatte ich vor dem Garmisch Trip noch zu Daniela gesagt, dass Sie mich unterstützen kann, aber nicht zwingend muss, war ihr Support dann doch sehr wichtig. Und es gibt viel Sicherheit, wenn man weiß, dass bei diesen extremen Bedingungen jemand im Ziel auf einen wartet. Danke!
Und ich war noch fit genug, um mit Daniela am folgenden Tag (als Regeneration) einen anspruchsvollen Sportklettersteig mit einer herrlichen Wanderung zu machen.
Sporturlaub in Garmisch-Partenkirchen. Bei hochsommerlichem Wetter mit blauem Himmel. Radfahren, Laufen und Schwimmen (nur Daniela). Sehr schöne Tage. Eine problemlose Rückreise mit dem Auto passte dann auch zu diesen ganz besonders schönen Tagen.
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von Thorsten
Ein Backyard Ultra ist ein sehr spezielles Wettkampfformat. Gelaufen wird eine 6,7 km Runde. Und
jede Stunde wird die nächste Runde gestartet. Es ist also völlig egal wie schnell man läuft. Und wann ist Schluss? Wer ist der Gewinner? Wer nicht rechtzeitig zur nächsten Runde an der Startlinie steht, scheidet aus. Es wird solange gelaufen, bis der letzte übrigbleibt. „Last man standing“ oder gendergerecht „Last human standing“.
Für mich ein neues Format und eine neue Herausforderung.
Eigentlich ist das doch nur ein Ultralauf, alle 6,7 km eine Verpflegungsstation und alle 6,7 km ein Drop Bag mit allen notwendigen Klamotten und alle 6,7 km eine Ziellinie. Easy – oder?
Prolog
Am Wochenende vor dem Backyard habe ich einen Probelauf absolviert. Wie im Wettkampf bin ich in Martfeld jede Stunde eine 6,7 km Runde gelaufen. Begleitet von vielen Sportfreunden. Hier nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die dabei waren. Um möglichst viel Energie zu sparen und lange durch zu halten, ist es wichtig, langsam zu laufen. Ich bin eine Pace zwischen 6:00 und 6:30 min/km gelaufen. Nach 45 Minuten war ich wieder am Ausgangpunkt und dann hatte ich ca. 15 Minuten Zeit zum Essen und zum Trinken, um dann exakt nach einer Stunde wieder die nächste Runde in Angriff zu nehmen. Energiesparen durch langsames Laufen und Energiezufuhr durch viel Essen. Das Erfolgsrezept.
Spätestens nach diesem Trainingslauf habe ich den Wettkampf nicht unterschätzt. Denn nach 10 Runden und entsprechend 67 km war planmäßig Schluss. Doch locker war das nicht. Ein ganz anderes Tempo als gewöhnlich zu laufen, war für mich ziemlich anstrengend!
Der Wettkampftag
Um 3 Uhr klingelte der Wecker. Gefrühstückt. Kühltasche bestückt und mit dem am Vorabend bereits randvoll beladenem Auto zum Krähenberg am Werdersee aufgebrochen (Insider: nicht Gröpelingen).
Im Morgengrauen Klamotten auf der Zeltwiese am Werdersee deponiert. Viele Klamotten und auch
ein Zelt – denn: wie lange der Wettkampf dauert ist ja offen. Im letzten Jahr lief der Sieger 27 Runden (also 27 Stunden und rd. 181 km laufen).
Für mich begann der Lauf um 5.30 Uhr. Bei Sonnenaufgang lief ich mit ca. 70 anderen Verrückten die erste von x Runden.
Es wird viel gequatscht. Man lernt sich beim Laufen kennen, tauscht sich über diverse Events aus. Das gibt es nur beim Backyard. Die erste Runde bin ich mit einem Sachsen etwas vorweggelaufen. Nach 40‘ wieder im Basecamp. Porridge, viel Trinken – 6.30 Uhr auf zur zweiten Runde.Beim Laufen zucke ich zu Beginn noch jedes Mal, wenn von hinten einer kommt, aber das ist heute doch völlig egal – ich muss nicht schnell sein – ganz im Gegenteil. Eine Laufgruppe vor mir – intuitiv versuche ich aufzuschließen – heute völlig egal. Nach dem anfänglichen Zucken bin ich aber tatsächlich die langsame Pace gelaufen, so wie in meinem Raceplan vorgesehen.
Morgens noch etwas kalt, kam dann die Sonne – es wurde wettertechnisch ein traumhafter Tag! Entspannt bin ich die ersten Runden gelaufen, doch wie im Training, merkte ich bereits recht früh meine Oberschenkel, aber nur muskulär – alles andere (Gelenke, Bänder) machte mir keine Probleme. Und schmerzende Muskel kann man wegatmen.
Daniela kam um kurz nach 10 Uhr. Köstliche Kartoffeln mit Salz im Gepäck. Die schmeckten gut, waren bekömmlich und eine gute Abwechslung zum Haferschleim. 10.30 Uhr meine 6. Nach dieser Runde durfte sich Daniela regelmäßig mit einer Oberschenkelmassage bei mir vergnügen. Ergänzt um Massagepistole und Blackroll.
Wie lange noch, wann ist das Ende, wo das wirkliche Finish. Dann wenn ich nicht mehr kann? Dann wenn ich der letzte bin? Ziele sind greifbar – nur hier nicht. Bisher habe ich meine Rennen (bis auf eines) immer beendet– doch wann ist hier Schluss?
Jetzt kamen regelmäßig Freunde vorbei – super schön! Das machte die ganze Sache etwas abwechslungsreicher. Danielas Schwägerin, Martin mit dem Rad, Ralf und Andreas, Carsten und Pia, später noch Tim mit seinem Sohn.
Ich wurde nach jeder Runde klatschend empfangen: Wie schön wäre es, wenn ich jetzt den letzten Endspurt anziehen dürfte, ein paar Leute noch vor der Ziellinie überholen und freudestrahlend und zufrieden nach einem langen, harten Rennen die Ziellinie überquere. Die psychische Achterbahnfahrt – die beginnt gerade erst! Ich denke nicht ans Ende, denn es gibt hier Keines. Ich laufe.
Nachmittags kamen Petra und Leni – eigentlich die Ablösung von Daniela, die noch zum Hachelauf wollte. Doch Daniela blieb vor Ort – vielleicht auch, weil sie merkte, dass es bei mir jetzt nicht mehr ganz so rund lief.
Nur was lief nicht rund? Ich blieb meinem Tempo treu. Pulswerte niedrig. Mein Appetit verließ mich und auch mein Lächeln – mit der Appetitlosigkeit zusammenhängend oder unabhängig davon? Lag es doch an der Sonne und ungewohnter Wärme? Petra und Leni hatten eine selbstgemachte Pizza mitgebracht – ich rührte wenig an
Jetzt Kopfhörer auf und Bundesliga hören – auf der Laufstrecke war es ok. Doch im Basecamp machte ich wohl einen recht mitgenommen Eindruck. Ich nahm zwei Ingwertabletten zur Magenberuhigung. Weiteres Essen? Erstmal nicht. Jetzt noch eine Softflask für unterwegs mit Wasser und Cola gefüllt. Weiter geht’s.
18.30 Uhr ich starte zu meiner 14. Runde. Anfangs merkte ich meinen Magen, doch nach ca. 1,5 km war es merklich besser. Ey – ich war wieder im Rennen. Na, die werden sich freuen, wenn ich gleich frisch und munter ins Basecamp komme. Wenn ich noch eine Runde laufe, dann sind es 15 Runden und damit 100 km, das ist doch mal ein motivierendes Zwischenziel. Geht doch!
Mit gefühlt lockerem Schritt lief ich sogar etwas schneller, um zu den Leuten aufzuschließen, mit denen ich die Runde zuvor getrabt war. Ich konnte wieder lächeln.
Und dann? Ging leider nichts mehr. Von einer Sekunde auf die andere. Starke Würgeanfälle. Ich konnte gar nicht stehen, sondern musst mich hinknien – so heftig. Ein Schluck aus meiner Trinkflasche – unmöglich. Nachfolgende Läufer warteten und erst als ich versichern konnte, dass es nichts Ernsthaftes ist, liefen sie weiter. Zwischen „läuft super“ und „froh zu sein von der Straße wieder hochzukommen“, lagen nur wenige Minuten. Ich kämpfte mich ins Basecamp. Die Laufzeit war ok – ich hatte jetzt noch 10‘ zur Regeneration, um auf meine 15. Runde zu gehen.
Daniela, Petra und Leni – sie berieten sich, was zu machen war - aber es war klar – denn letztendlich war es jetzt nicht nur der Magen, sondern auch mein Kreislauf, der irgendwie keine Lust mehr hatte.
14 Runden, 14 Stunden, knapp 94 km. Dann war für mich heute Schluss.
Es war kein Abwägen, keine Lustlosigkeit, in dem Augenblick war die Entscheidung einfach. Es ist Schluss. Oder war ich doch nicht hart genug?
Fazit
Ich habe den Wettkampf nicht zu leicht genommen. Jedoch ist es ein Format, das völlig anders ist als meine bisherigen Läufe. Dass es so unterschiedlich ist, habe ich dann doch nicht erwartet.
Man unterhält sich viel während des Laufens. Einige Teilnehmer sind auch bei der Brocken Challenge gestartet (80 km von Göttingen auf den Brocken) – und dort, teilweise Stunden nach mir ins Ziel gekommen. Die Laufumfänge der Teilnehmer sind oft extrem. Ein Läufer hat in diesem Jahr schon über 3.000 km in den Beinen. Ein anderer hat in den letzten beiden Monaten schon zwei 24 Stundenläufe absolviert. Doch was hatten meine Gesprächspartner gemeinsam? Jeden ihrer Läufe laufen sie langsam. Sie haben ihr Tempo.
Der Gewinner lief übrigens 25 Runden (167,5 km). Im Vorjahr ist er bei einem Backyard Ultra schon 31 Stunden gelaufen. In der vorletzenden Runde (160,8 km) war noch eine Frau dabei. Die in diesem Jahr (2025) bereits 14 Ultraläufe absolviert hat. Darunter u.a. den Jurasteig Nonstop Ultratrail
(JUNNUT) über eine Distanz von 239 km!
Ich laufe gerne und auch mal schnell –und werde auch zukünftig bei anderen Wettbewerben unterwegs sein, als der Großteil der Backyard Ultra Teilnehmer und dennoch: abgehakt habe ich dieses Format noch nicht. Und außer dem flauen Magen war sonst alles noch auszuhalten. Mal schauen …
Denn von Grunde her ist es ein geiles Format – gerade auch für den Einstieg in längere Strecken. Wer seinen ersten Marathon entspannt laufen will, kann das auch bei einem Backyard machen – also überlegt es euch – Backyard Ultra eigentlich ein Lauf für jeden.
Nachtrag
Ich fahre gerade mit dem Rad, ein wenig wieder die Beine lockern. Ich bin in Gedanken noch beim Wochenende. Jetzt könnte man ja denken, dass ich unzufrieden bin oder zumindest kritische Gedanken habe. Aber letztendlich bin ich ziemlich entspannt und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Aber warum? War doch anstrengend. Einerseits ja, anderseits nein. Warum nein? Ich war schon seit Freitagabend gedanklich voll und ganz bei dem Wettkampf. Auch während des Laufens waren die Gedanken nur im Hier und Jetzt. Alles andere wurde ausgeblendet. Diese Konzentration auf eine Sache, wirkt auf Körper und Geist sehr beruhigend, wie bei einer intensiven Meditation. 14 Stunden Meditation! Das ist eine umfassende Erholung für den Kopf. Und somit waren auch die (weniger) absolvieren Kilometer etwas sehr Befreiendes.
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- Geschrieben von: Lisa
- Kategorie: Laufen
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von Lisa
…für mich war es allerdings erst der 2. 😊
Doch wie beim meinem ersten Hachelauf, war das Wetter einfach optimal und Familie Koolbergen ist mit einem Großaufgebot an Läufern an den Start gegangen. Wenn ich sage ,,Großaufgebot“, dann meine ich 3.
Meine Schwiegereltern und ich. Wir haben uns zusammen mit Stephan, Anton, Kerstin, Sylvia, Andreas und Erik die 10km vorgenommen.

Die liebe Anna Josephin hat zuvor die 5km gerockt. Jonny hat zusammen mit Conny, Carsten und Ole seinen Platz am Streckenrand eingenommen, um uns anzufeuern.
Die üblichen Pre-start Rituale begannen: Stresspinkel, Einlaufen, die Mannschaft einsammeln, noch mal pinkeln, Fotos machen, an sich selbst zweifeln, quatschen mit den Teamkollegen, vorsichtshalber noch mal auf Klo gehen, nervös werden, da der Start sich verzögert hat und immer wieder zur Wasserflasche greifen, um auch ja nicht durstig in das Rennen zu starten.
Nach 15 Minuten ging es endlich los. Mein Plan war es erst mal locker zu starten, um sich dann immer mehr im Tempo zu steigern. Schließlich wollte ich meinen Titel vom letzten Jahr als Vizekreismeisterin verteidigen. Da ich mich vor dem Start schön weit nach vorne geschlängelt habe, konnte ich auch super starten, ohne groß wegen langsameren Läufern abbremsen zu müssen.
4 Runden galt es zu bewältigen. Nach ca. 2 km tauchte Stefan neben mir auf. Der Verrückte hatte schon zuvor die 5km in einer super Zeit bezwungen und wollte die 10 auch noch runterbrechen. Angeblich wollte er eine Koppeleinheit machen und ist dafür auch extra mit dem Rad zu Lauf erschienen…aber Jonny und ich haben ihn durchschaut: 2 Medaillen! Er wollte einfach nur 2 Medaillen!
Na jedenfalls war er dann da und wir stürmten gemeinsam weiter. Das war super. Als Team läuft es sich doch wesentlich besser. Ich war mir nicht sicher, ob ich dieses wahnsinns Tempo halten konnte.
Runde für Runde kämpften wir uns voran. Nichts konnte uns aufhalten…auch kein garstiger älterer Mann, der mich, als ich am Überholen war geschubst hat, mit der Ermahnung, dass ich gefälligst gerade laufen soll. Das war es mir aber nicht wert mein Tempo zu drosseln. Außer ein spöttischer Lacher und ein verurteilendes Kopfschütteln hatte ich für den werten Herrn also nicht übrig.
Der sollte mich nur noch von hinten sehen…wie ich immer kleiner und kleiner werde und er nicht hinterherkommt. Hat geklappt. Dabei dachte ich, dass ich Stefan verloren habe. Aber mit einem: ,,Ich bin immer noch da“, meldete er sich zurück. Ich gebe zu, die letzte Runde war hart. Aber Stephan motivierte mich sehr, nicht langsamer zu werden. Er zog einfach sein Tempo durch und ich wollte nicht zurückbleiben.
Auf der Zielgeraden packte mich jedoch noch mal der Ehrgeiz. Alles oder nichts. Unter den lauten Rufen der anderen sprinteten wir ins Ziel.
Ein mega Gefühl. Nachdem ich den Brechreiz unter Kontrolle hatte, nahm ich happy die Medaille entgegen und genoss die gute Verpflegung. Mit einem alkoholfreien Radler und Wassermelone mampfend stand ich dann noch mit den anderen am Rand und jubelte den Rest der Mannschaft ins Ziel.

Natürlich blieben wir noch bis zur Siegerehrung. Wie letztes Jahr, war ich überrascht, meinen Namen zu hören. Die Ehrung lief schon gefühlt Ewigkeiten und meiner Meinung nach wurden alle wichtigen Plätze schon vergeben. Ich fragte mich also wie letztes Jahr auf dem Weg zum Podest, wofür ich denn jetzt geehrt werde. Als ich unauffällig auf die Urkunde in meiner Hand linste, stellte ich erfreut fest, dass ich meinen Titel als Vizekreismeisterin erfolgreich verteidigt hatte.
Was für ein Erfolg.
von SchwieMu Gaby
Nach viel Werbung und Begeisterung unserer Schwiegertochter für den Syker Hachelauf entschieden wir uns als "Gastläufer" den TSV Schwame zu unterstützen.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmern sind wir "nur" Freizeitläufer und bereits U.60. Doch voller Enthusiasmus nahmen wir den Kampf die 4 Runden zu bewältigen auf. Die Strecke war auch wirklich sehr angenehm zu laufen und die Anfeuerungen der Zuschauer motivierten zusätzlich.
Als wir schließlich nach einer für uns persönlich super Zeit ins Ziel einliefen waren wie glücklich und zufrieden. Die Versorgung mit Getränken und Snacks war hervorragend und wurde von uns dankbar angenommen.
Wir wunderten uns im Nachhinein nur, dass wir offensichtlich mehr oder weniger zur Nachhut gehörten. Das waren wir von unseren bisherigen Volksläufen nicht so gewohnt. Schließlich realisierten wir, dass unsere Mitläufer die gut trainiert durch ihre Vereine sind, hier um die Kreismeisterschaft gekämpft haben.
Naja, angesichts dessen können wir auf unsere Leistung stolz sein.
Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist nicht ausgeschlossen.

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- Geschrieben von: Tim
- Kategorie: Laufen
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von Tim

Am Freitag, den 9. Mai 2025, war der TSV Schwarme mit drei Läufern beim 32. Sottrumer Abendlauf vertreten. Bei bestem Laufwetter und einer mitreißenden Atmosphäre gingen Björn, Alex und Tim auf die Strecke.
Für Björn war es ein besonderes Jubiläum: Vor genau 25 Jahren nahm er erstmals an diesem Lauf teil. Gemeinsam mit Alex absolvierte er die 10-km-Distanz, die aus vier Runden à 2,5 km bestand. Dabei zeigte Björn eine starke Leistung und erreichte den 2. Platz in der Altersklasse M50 – ein schöner Erfolg an seinem persönlichen Jubiläumstag.
Tim wagte sich bei seiner Premiere auf die 5-km-Strecke (zwei Runden) und war begeistert von der Veranstaltung. „Die vielen Teilnehmer, die tolle Stimmung und das Publikum entlang der Strecke – das war beeindruckend“, berichtete er nach dem Lauf.
Die Organisation des Events war wie gewohnt hervorragend, und die Stimmung im Start-Ziel-Bereich sowie entlang der Strecke, vor Haustüren und in einigen Gärten, sorgte für zusätzliche Motivation.
Alle drei Läufer waren sich einig: Der Sottrumer Abendlauf war ein tolles Erlebnis, das nicht nur sportlich forderte, sondern auch durch seine Atmosphäre begeisterte. Die Teilnahme im nächsten Jahr ist bereits fest eingeplant!
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- Geschrieben von: Pia
- Kategorie: Laufen
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von Pia
Heute ging es für 3 Starter des TSV Schwarme zum iRun nach Achim.
Im Vergleich zum Wettbewerb am vergangenen Donnerstag, hatte das Wetter einen starken Umschwung. Die Temperatur mit 12 Grad zwar ideal zum Laufen, dafür wehte aber ein sehr frischer Wind. Die Sonne ließ sich ab und zu blicken.
Das Event war toll organisiert, keine langen Wartezeiten bei der Startnummernvergabe, gute Musik und reichlich Verpflegung.
Um 11 Uhr fiel der Startschuss für mich (Pia) auf der Strecke von 5km. Ich fand die Strecke „einfach“ zu laufen. Viel geradeaus und keine Unebenheiten. Da lief ich auch gleich mal meine neue Bestzeit.
Die Zielverpflegung mit Quarkbällchen und Erdinger Radler, habe ich mir nicht entgehen lassen!
Um 13:15 ging es dann für Daniela und Björn mit 10km los. Bei Dani reichte es wieder fürs Treppchen. Sie konnte sich den 3. Platz sichern. Auch Björns Zeit kann sich definitiv sehen lassen.
Ergebnisse gibt es hier: RUNTIMING // 11. I-RUN Achim 2025
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- Geschrieben von: Kerstin
- Kategorie: Laufen
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von Kerstin
Wie bereits im letzten Jahr war der TSV Schwarme wieder mit einem „Großaufgebot“ an AthletInnen beim Martfelder Mühlenlauf vertreten: insgesamt gingen 14 Personen auf die verschiedenen Strecken, aber den Pokal für die teilnehmerstärkste Gruppe mussten wir uns dieses Mal quasi mit dem TSV Martfeld „teilen“, da sie ebenfalls 14 StarterInnen hatten.
Eine weitere Parallele zum Vorjahr war das Wetter: die Sonne strahlte vom wolkenlos blauen Himmel und es kamen schon erste „Beschwerden“, dass es viel zu warm wäre, zum Laufen… und auch der HVV sorgte mit einer tollen Organisation für eine tolle Athmosphäre rund um die Fehsenfeld’sche
Mühle.

Für einige reichte es auch wieder für vorder(st)e Platzierungen:
- Daniela wurde über die 5km Zweite
- Lisa siegte über die 10km
- Alena belegte Platz 3 über die 10km
- Björn wurde ebenfalls Dritter über die 10km
Alle Ergebnisse gibt es hier: https://spoferan.com/events/29-martfelder-muehlenlauf/results
Neben den Aktiven, waren auch einige Spartenmitglieder „hinter den Kulissen“ tätig: so war Thorsten in die Streckenplanung/-führung involviert und Jörg, Martin und Birger waren bei der Zeitnahme und dem Urkundendruck maßgeblich beteiligt, während Pia fleißig beim Auf-/Abbau unterstützt hat.
Hendrik und Anton absolvierten vor dem eigentlichen Lauf noch die Führungsarbeit beim Bambini- 1- und 2-km-Lauf und Anna-Josephin, Conny und Wenke waren die besten Fans, die jeden unserer Zieleinläufe frenetisch angefeuert haben.
Auch wenn es bis zur Siegerehrung gefühlt relativ lange gedauert hat (es wurde zum ersten Mal eine (halb-) elektronische Zeitnahme genutzt), bot sich dadurch die Gelegenheit gemeinsam noch eine schöne Zeit zu verbringen, bevor alle den Rest des Feiertages gemütlich ausklingen ließen.
Hier noch einige Impressionen:



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- Geschrieben von: Super User
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von Hendrik
Am 26. April stand ich um 8:30 Uhr am Start eines ganz besonderen Abenteuers: ein Ultramarathon über 54,4 Kilometer mit insgesamt 1.140 Höhenmetern bergauf und 1.240 Metern bergab – ein anspruchsvoller Traillauf von Werningerode nach Nordhausen.

Schon der Start hatte es in sich: Kaum losgelaufen, ging es direkt in einen schmalen, steilen Anstieg. An Laufen war hier kaum zu denken – wie viele andere stieg ich zügig wandernd ein, um nicht gleich zu Beginn zu viel Energie zu verpulvern. Diese Strategie zog ich auch über weite Teile des Rennens durch: steile Passagen wurden flott gewandert, um Kräfte zu sparen.
Die Strecke war landschaftlich ein Traum – schmale Trails, weite Ausblicke, Natur pur. Doch der Lauf entwickelte sich schnell zu einem Wechselspiel aus Euphorie, Erschöpfung und mentaler Stärke.
Ein ganz besonderes Highlight war der Abstieg zwischen Kilometer 32 und 36: von 530 auf 310 Meter ging es rasant bergab – und ich ließ laufen. Die Freude am Tempo, das Gefühl der Freiheit – es war ein Rausch. Doch der Preis ließ nicht lange auf sich warten. Kaum unten angekommen, merkte ich: Das war vielleicht doch etwas zu viel Risiko – und das ausgerechnet direkt vor dem längsten Anstieg des Rennens.
Von 310 auf 590 Meter Höhe ging es nun hinauf, auf 5 Kilometern mit bis zu 21 % Steigung. Und hier kam der Tiefpunkt: Schwindel, Übelkeit, erste Krämpfe in den hinteren Oberschenkeln. „Die ersten“ – denn sie sollten mich noch lange begleiten. Doch Aufgeben? Keine Option. Ich setzte mir kleine Ziele – 10 Sekunden laufen, 10 Sekunden gehen – und kämpfte mich Meter um Meter nach oben. Oben angekommen gönnte ich mir eine kurze Pause (ca. 2 Minuten), wusch mir das Gesicht, trank Tee – und tatsächlich: Es ging weiter.
Leider forderten die Krämpfe ihren Tribut, besonders bergab. Immer wieder zuckten die Oberschenkel, und ich musste das Tempo drosseln, obwohl Lunge und Energie noch Reserven gehabt hätten.
Die letzten Kilometer waren besonders: Ab etwa Kilometer 47 begleiteten mich meine Supporter auf dem Rad – meine Freundin Femke, meine Eltern und meine Schwiegereltern in spe. An der Verpflegungsstation bei Sophienhof (32,3 km) und auf den letzten Metern gaben sie mir mentalen Auftrieb.
Auch Catalina, eine Mitstreiterin aus Bremen, überholte mich in Begleitung ihres Radlers Lukas. Ich konnte sie im letzten Anstieg noch einmal passieren – doch bergab holten mich die Krämpfe erneut ein, und sie zog endgültig davon.
Nach 6 Stunden, 42 Minuten und 39 Sekunden überquerte ich die Ziellinie – Platz 199 von 403 Finishern. Müde, aber glücklich. Kein Schmerz, keine Blasen, keine Scheuerstellen – nur zwei Tage Muskelkater. Das Training hatte sich gelohnt, die Tipps von Thorsten haben sich ausgezahlt.
Ich bin dankbar für diesen Tag, für die Erfahrungen, die Menschen an der Strecke – und dafür, dass ich dieses Rennen verletzungsfrei und stolz beenden konnte.

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- Geschrieben von: Martin
- Kategorie: Laufen
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von Martin
Der Volkslauf in Liebenau ist eine kleine, gut organisierte Veranstaltung. Die Strecke führt durch ein Waldgebiet auf sehr gut zu belaufenden Wegen, teils asphaltiert. Das Wetter am Sonntag, den 27.04.25 war annähernd perfekt, also keine Ausreden.
Zumindest für Kerstin und mich, nur wir beide vertraten den TSV und starteten über die 10km-Distanz.
Da meine Form momentan nicht ausreicht, um persönlichen Bestzeiten hinterherzujagen, machte ich mich als Pacemaker für Kerstin nützlich. Eine starke
Läuferin aus dem Nienburger Raum war ebenfalls am Start, bei den Kreismeisterschaften in Uchte musste sich Kerstin ihr geschlagen geben.
Zu Begin hängten wir uns an ihre Fersen. Nach ca. 2-3 km, in einer leichten bergab Passage, verlängerte ich den Schritt etwas und Kerstin zog mit, ihre Kontrahentin nicht.
Zwischen km 4-6 geht es auf leicht sandigem Untergrund ein wenig bergan. Wir hielten das Tempo ziemlich konstant, da konnte die andere Läuferin nicht mithalten.
Bei km 6 hatten wir eine Lücke von knapp über 20sec. herausgelaufen, die auf den nächsten Kilometern sukzessive, Sekunde um Sekunde größer wurde.
Kerstin zog bis zur Ziellinie durch und gewann mit deutlichem Vorsprung den 10km Lauf der Damenkonkurrenz.
- Halbmarathon Hannover
- 41 Celler Wasa-Lauf – TSV Schwarme mit einem Quartett am Start
- Finale der Bremer Winterlaufserie 2025
- Die Brocken-Challenge 2025 - Muskelkater extrem
- 45. Bremer Winterlaufserie 2025 - Lauf 2
- Krähencross 2025
- Silvesterlauf Hassel am 31.12.2024
- 45. Bremer Winterlaufserie 2025
- Silvesterlauf Seeburger See
- Silvesterlauf am Sellingsloh

Bericht folgt....